Jeder Mensch hat Hämorrhoiden. Sie sind nichts anderes als gut durchblutete Gefäßpolster am Ausgang des Enddarms, kurz oberhalb des Afters. Zusammen mit dem Schließmuskel ermöglichen sie die Kontrolle der Darmentleerung. Doch wer von „Hämorrhoiden“ spricht, meint meist Beschwerden wie Jucken oder Blutungen, die durch vergrößerte Hämorrhoiden entstehen können. Ärztinnen und Ärzte sprechen dann von einem „Hämorrhoidalleiden“.
Vergrößerte Hämorrhoiden sind vielen Menschen peinlich: Sie scheuen sich, über ihre Beschwerden zu sprechen oder in eine Arztpraxis zu gehen. Manche haben vielleicht auch Angst vor einer Untersuchung oder einer ernsthaften Erkrankung. Die Beschwerden ärztlich abklären zu lassen, ist aber eine wichtige Voraussetzung, um sie richtig behandeln zu können.
Ein Hämorrhoidalleiden kann unterschiedliche Beschwerden verursachen. Oft sind es Juckreiz, Nässen oder Brennen am After. Auch schmerzlose Blutungen sind häufig. Dazu kann es kommen, wenn fester Stuhl die dünnen Gefäßwände der Hämorrhoiden beschädigt. Blutungen aus Hämorrhoiden zeigen sich meist als hellrote bis rote Blutspuren auf dem Toilettenpapier oder dem Stuhl. Bei Blut im Stuhl sollte man aber keine Eigendiagnose stellen, sondern dieses Symptom ärztlich abklären lassen.
Hämorrhoiden können auch aus dem After heraustreten und als weiche Knoten sichtbar werden. Dies wird als Hämorrhoiden-Vorfall (Hämorrhoidal-Prolaps) bezeichnet. Manchmal werden Hämorrhoiden auch mit Marisken verwechselt. Marisken sind Hautläppchen, die sich am After bilden und ähnliche Symptome verursachen können.
Je größer die Hämorrhoiden sind, umso stärker sind in der Regel die Beschwerden. Sie können ein Druck- oder Fremdkörpergefühl im Analbereich verursachen und das Sitzen sehr unangenehm machen. Es kann auch das Gefühl entstehen, dass der Darm trotz Toilettengang nicht richtig leer wird. Vor allem bei Blähungen kann manchmal unabsichtlich etwas Schleim oder Stuhl abgehen. Bei einem weit fortgeschrittenen Hämorrhoidalleiden können starke Schmerzen auftreten.
Je nach Ausprägung unterscheidet man vier Schweregrade:
Hämorrhoiden-Gewebe, Ansicht im Längsschnitt: normal (oben) und vergrößert (unten)
Ein erhöhter Druck auf den Analkanal (das letzte Stück des Enddarms) kann dazu führen, dass sich die Hämorrhoiden vergrößern. Verschiedene Faktoren können dies begünstigen, zum Beispiel:
Das Risiko, dass sich Hämorrhoiden vergrößern, nimmt mit dem Alter zu – wahrscheinlich deshalb, weil das Gewebe mit der Zeit schwächer wird. Vermutlich gibt es auch eine familiäre Veranlagung für vergrößerte Hämorrhoiden.
Etwa 4 von 100 Erwachsenen lassen sich in Deutschland jährlich wegen vergrößerter Hämorrhoiden ärztlich behandeln. Doch längst nicht alle Betroffenen nehmen ärztliche Hilfe in Anspruch. Schätzungen gehen davon aus, dass mehr als die Hälfte aller Erwachsenen über 30 Jahre im Laufe des Lebens Beschwerden bekommt.
Wie sich vergrößerte Hämorrhoiden entwickeln, lässt sich nicht vorhersagen. Die Beschwerden und Symptome können stärker werden. Es kann aber auch sein, dass sich die Hämorrhoiden nicht weiter vergrößern und die Beschwerden wieder nachlassen. Bereits vergrößerte Hämorrhoiden werden jedoch nicht von selbst wieder kleiner.
Bei vergrößerten Hämorrhoiden kann es zudem zu Hautreizungen kommen, die wiederum Analekzeme begünstigen. Bei einem Analekzem ist die Haut am After rot und entzündet, sie nässt und juckt. Es können sich auch Bläschen und Schorf bilden.
Bei einem ersten Gespräch fragt die Ärztin oder der Arzt zunächst nach den Beschwerden und nach anderen Erkrankungen. Dann wird der After untersucht, um festzustellen, ob er entzündet ist und ob vergrößerte Hämorrhoiden beim Pressen nach außen treten oder bereits herausgetreten sind.
Je nach Beschwerden kommen verschiedene Untersuchungen infrage. Wenn sich Blut auf dem Stuhl befindet, schlagen Ärztin oder Arzt möglicherweise eine Darmspiegelung vor. Manche Menschen haben Angst vor den Untersuchungen und möglichen Schmerzen. Die meisten Untersuchungen sind aber schmerzfrei, auch wenn sie als unangenehm oder peinlich empfunden werden können. Für das medizinische Personal sind sie ein normaler Teil ihres Berufsalltags.
Die Ärztin oder der Arzt beginnt in der Regel mit einer Tastuntersuchung: Mit einem Handschuh und etwas Gleitmittel wird ein Finger in den After eingeführt. Der Analkanal wird von innen mit kreisenden Bewegungen abgetastet. So können die Schließmuskeln und die Beschaffenheit der Analschleimhaut untersucht werden. Hämorrhoiden 1. Grades sind meist nicht tastbar. Die Tastuntersuchung kann aber helfen, andere Krankheiten auszuschließen. Die Untersuchung verursacht normalerweise keine Schmerzen.
Bei einem Verdacht auf vergrößerte Hämorrhoiden schließt sich dann in der Regel eine Enddarmspiegelung (Proktoskopie) an. Dabei wird die Schleimhaut des Enddarms untersucht. Dies geschieht mithilfe eines Proktoskops, einem kurzen Rohr mit eingebauter Lichtquelle und Linse. Die Ärztin oder der Arzt kann mithilfe des Proktoskops sehen, ob und wie stark die Hämorrhoiden vergrößert sind. Die Untersuchung dauert einige Minuten und verursacht normalerweise keine Schmerzen. Zur Vorbereitung wird der Enddarm entleert. Dafür können ein Abführmittel, Zäpfchen oder Einlauf nötig sein.
Welche Behandlung infrage kommt, hängt vor allem von der Größe der Hämorrhoiden und der Stärke der Beschwerden ab. Bei leicht vergrößerten Hämorrhoiden reicht es unter Umständen aus, Verstopfungen zu vermeiden und das Verhalten beim Stuhlgang zu verändern. Es gibt viele Ratschläge und Hausmittel zur Selbstbehandlung von Beschwerden durch vergrößerte Hämorrhoiden – etwa sich anders ernähren, Salben anwenden oder Sitzbäder machen. Einige Ratschläge können tatsächlich helfen, viele sind aber wissenschaftlich nicht gut untersucht.
Bei unangenehmen und belastenden Beschwerden ist es sinnvoll, ärztlichen Rat einzuholen. Mögliche Ansprechpartner sind die Hausärztin, der Hausarzt oder Proktologen. Proktologen sind Ärztinnen und Ärzte, die sich auf die Behandlung von Erkrankungen des Enddarms spezialisiert haben.
Mit einer Ärztin oder einem Arzt lässt sich zum Beispiel besprechen, ob eine Operation helfen könnte und welche anderen Möglichkeiten es gibt. Gegen Hämorrhoiden 1. und 2. Grades kommt zum Beispiel eine Verödungstherapie infrage, bei Grad 2 und 3 eine Gummibandligatur. Bei der Verödungstherapie wird ein Wirkstoff gespritzt, der die Durchblutung der Hämorrhoiden verringert. Bei der Gummibandligatur werden Hämorrhoiden abgebunden, sodass sie nach einiger Zeit abfallen. Bei Hämorrhoiden 3. oder 4. Grades kann eine Operation erforderlich sein, bei der die vergrößerten Gefäßpolster entfernt werden.
Manche Behandlungen und Operationen sind nur in einem Krankenhaus möglich – wie bei vergrößerten Hämorrhoiden. Wir informieren darüber, wie man sich am besten darauf vorbereitet: zum Beispiel, welche Abläufe einen dort erwarten, welche Unterlagen zur Aufnahme in die Klinik benötigt werden und wofür Zuzahlungen zu leisten sind.
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