Ein akuter Schlaganfall ist immer ein medizinischer Notfall, der umgehend behandelt werden muss. Zwar überleben die meisten Menschen einen Schlaganfall, allerdings kann er zu bleibenden Schäden wie Lähmungen oder Sprachstörungen führen. Durch eine schnelle Therapie kann das Leben der Patienten und Patientinnen gerettet und die Folgen eines Schlaganfalls verringert werden.
Ein Schlaganfall (umgangssprachlich auch „Hirnschlag“ oder „Hirninfarkt“) ist eine akut („schlagartig“) einsetzende Durchblutungsstörung im Gehirn. In den meisten Fällen wird ein Schlaganfall dadurch verursacht, dass ein Blutgefäß durch ein Blutgerinnsel verstopft wird. Man spricht dabei von einem ischämischen Infarkt. Die Blutgerinnsel können in dem betroffenen Blutgefäß selbst entstehen oder aus einem anderen Teil des Körpers in die Hirnarterie eingeschwemmt werden.
Eine andere Form des Schlaganfalls, die Hirnblutung, tritt ein, wenn ein Blutgefäß im Gehirn einreißt und Blut ins Hirngewebe austritt. In beiden Fällen folgt daraus, dass ein Bereich des Gehirns nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird. Wenn der Sauerstoffmangel länger anhält, sterben Nervenzellen ab.
Je nachdem, welche Gehirnregion betroffen ist, können dabei unterschiedliche Symptome auftreten. Ein Schlaganfall kann bleibende Schäden verursachen − zum Beispiel Lähmungen oder Sprachschwierigkeiten. Manchmal bilden sich die Symptome auch innerhalb von Minuten oder Stunden zurück. Ärztinnen und Ärzte sprechen dann von einer vorübergehenden Durchblutungsstörung (transitorisch ischämische Attacke - TIA). Auch eine TIA ist als Schlaganfall anzusehen und erfordert dieselben Untersuchungen und Maßnahmen, um einen erneuten und dann vielleicht schweren Infarkt zu vermeiden.
Laut Angabe der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe erleiden in Deutschland jedes Jahr knapp 270.000 Menschen einen Schlaganfall. Nach einem erlittenen Schlaganfall ist das Risiko erhöht, einen weiteren Schlaganfall zu erleiden – in den ersten 6 Monaten ist das Risiko am deutlichsten erhöht. Auch das Risiko für andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkte ist nach einem Schlaganfall erhöht.
Bei diesen Symptomen sollte sofort der Notruf verständigt werden:
FAST-Test hilft, einen Schlaganfall zu erkennen
Der sogenannte FAST-Test kann Laien dabei helfen, einen Schlaganfall innerhalb weniger Sekunden zu erkennen. FAST steht für:
„Time is Brain“ (Deutsch: Zeit ist Gehirn) lautet die Devise, mit der Ärzte und Ärztinnen unterstreichen, wie wichtig der Faktor Zeit im Zusammenhang mit einem Schlaganfall ist. Alle Beteiligten müssen schnell und angemessen handeln, damit die Therapie einen möglichst großen Erfolg hat. Denn bei einem Schlaganfall kommt es auf jede Minute an. Die ersten Stunden danach entscheiden über die Zellschäden im Gehirn.
Wenn die oben geschilderten Symptome auftreten, sollte sofort der Rettungsdienst (Rufnummer 112) alarmiert werden und nicht darauf gewartet werden, dass die Beschwerden verschwinden. Betroffene kontaktieren beim Schlaganfall manchmal zuerst die Hausarztpraxis – dadurch kann sich die Aufnahme ins Krankenhaus aber deutlich verzögern und wertvolle Zeit verloren gehen!
Der Rettungsdienst versorgt Betroffene vor Ort und bringt sie so schnell wie möglich in eine Klinik, im Idealfall in eine sogenannte Stroke Unit, eine auf Schlaganfälle spezialisierte Station. Der Transport sollte mit dem Rettungsdienst erfolgen – das ist für den Patienten oder die Patientin sicherer und geht meistens am schnellsten.
Die Stroke Unit erfüllt die technischen und personellen Voraussetzungen, um Betroffene bestmöglich zu versorgen, indem eine fachübergreifende Behandlung sichergestellt wird. In diesen spezialisierten Schlaganfall-Stationen arbeiten fachärztliche Teams aus den Bereichen Neurologie, Kardiologie, Neuro- und Gefäßchirurgie sowie Radiologie Hand in Hand mit spezialisierten Pflege- und Physiotherapie-Teams sowie gegebenenfalls weiteren Therapeuten und Therapeutinnen.
In Deutschland gibt es mehr als 300 von der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft und der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe zertifizierte Stroke Units.
Eine Übersicht dazu finden Sie hier:
https://www.schlaganfall-hilfe.de/de/fuer-betroffene/akutbehandlung/stroke-unit
Ob der Schlaganfall durch ein Gerinnsel oder eine Blutung verursacht worden ist, lässt sich mithilfe bildgebender Verfahren feststellen. Für die Diagnose des Schlaganfalls werden sofort nach Einlieferung in die Klinik Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT) eingesetzt. Je schneller die Ursachen des Schlaganfalls behandelt werden, desto höher sind die Chancen, das Gehirn vor Schäden zu schützen und damit Folgen wie Lähmungen oder andere Einschränkungen und auch Pflegebedürftigkeit zu verhindern.
In der Akutphase eines Schlaganfalls müssen der neurologische Status und die Vitalfunktionen wie Herzschlag, Kreislauf und Atmung regelmäßig überwacht werden. Falls ein verschlossenes Blutgefäß die Ursache des Schlaganfalls ist, bleibt den Ärztinnen und Ärzten nur ein sehr kurzes Zeitfenster von wenigen Stunden nach Beginn der Schlaganfall-Symptome, um das Blutgerinnsel mithilfe eines Medikaments aufzulösen (sogenannte Lysetherapie). Bei einigen Patientinnen und Patienten besteht auch die Möglichkeit, das Blutgerinnsel über einen Katheter zu entfernen. Dieses mechanische Verfahren nennt man Thrombektomie. Es wird nur in spezialisierten Kliniken angewandt. Ist eine Hirnblutung Ursache für den Schlaganfall, muss in einigen Fällen operiert werden, um das ausgetretene Blut zu entfernen.
An die Akuttherapie schließt meist eine Rehabilitation an, die bereits auf der Stroke Unit mit Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie beginnt. Die weiterführende Rehabilitation startet oft schon nach kurzer Zeit in einer Rehaklinik − in einigen Fällen erfolgt sie auch ambulant.
Bei manchen Menschen kommt es nach einem Schlaganfall zu ausgeprägter Hoffnungslosigkeit und auch depressiven Symptomen. Für die Rehabilitation ist es jedoch wichtig, dass der Patient oder die Patientin sich selbst nicht aufgibt und zuversichtlich bleibt. Denn der Rehabilitationserfolg hängt entscheidend von der Mitarbeit und dem Willen der Betroffenen ab. Manchmal helfen dabei vorübergehend auch antidepressive Medikamente. Wichtig ist es auch für Angehörige, diesen Zusammenhang zu kennen und den Betroffenen Mut und Zuversicht zu vermitteln: Körper und Gehirn verfügen glücklicherweise in vielen Fällen über enorme Regenerationsmöglichkeiten.
Grundsätzlich kann jeder Mensch einen Schlaganfall erleiden. Das Risiko steigt mit zunehmendem Alter: Von 1.000 Menschen über 85 Jahren sind etwa 20 betroffen. In seltenen Fällen erleiden Kinder und Jugendliche einen Schlaganfall.
Gewisse Risikofaktoren erhöhen die Wahrscheinlichkeit, einen Schlaganfall zu erleiden. Dazu gehören zum Beispiel das Alter, eine genetische Veranlagung, Erkrankungen des Herzens – insbesondere das sogenannte Vorhofflimmern, Rauchen, Bluthochdruck, Diabetes, Übergewicht oder ein erhöhter Cholesterinspiegel. Besondere Vorsicht gilt, wenn mehrere Risikofaktoren gemeinsam auftreten. Denn sie können sich gegenseitig beeinflussen und in ihrem Zusammenspiel ein erhöhtes Gesamtrisiko darstellen.
Das Alter und die familiäre Vorbelastung sind natürlich nicht beeinflussbar. Einige Risikofaktoren können wir jedoch beeinflussen und damit das Risiko senken, einen Schlaganfall zu erleiden:
Übergewicht
Übergewicht steigert das Schlaganfallrisiko. Häufige Folgen sind Diabetes und Bluthochdruck. Wenn überflüssige Pfunde purzeln, werden Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Fett- und Zuckerstoffwechselstörungen gesenkt.
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