Die Szintigrafie gehört zu den bildgebenden Verfahren in der Medizin. Es handelt sich um ein nuklearmedizinisches Verfahren, bei dem radioaktiv markierte Stoffe (Radiopharmaka) in den Körper eingebracht werden. Anschließend kann man mit speziellen Kameras aufzeichnen, wie sich diese Substanzen im Körper verteilen. Auf diese Weise können Stoffwechselprozesse unterschiedlicher Körpergewebe sichtbar gemacht werden.
Bei der Szintigrafie werden radioaktiv markierte Substanzen (Radiopharmaka, Radionuklide) in den Körper eingebracht, zum Beispiel in die Vene gespritzt. Diese Radionuklide verteilen sich entsprechend ihrer chemischen Struktur in bestimmten Geweben und werden je nach Stoffwechselaktivität des Gewebes unterschiedlich stark angereichert.
Prinzipiell unterliegt jedes lebende Gewebe einem Stoffwechsel, das heißt, Substanzen werden in den Zellen verändert, ab- und neu aufgebaut. Je nachdem, welches Gewebe untersucht werden soll, wird ein geeignetes Radiopharmakon ausgewählt, das an den entsprechenden Stoffwechselprozessen beteiligt ist. Das sind zum Beispiel Phosphatverbindungen für die Knochendarstellung oder Jodverbindungen für die Darstellung von Schilddrüsengewebe.
Mithilfe spezieller Kameras kann die von den markierten Substanzen ausgehende Strahlung von außen gemessen werden. Ein Computer errechnet daraus ein Bild, auf dem die Verteilung des verabreichten Stoffes im Gewebe sichtbar ist. Mehrere Bilder, die in bestimmten Zeitabständen aufgenommen werden, erlauben gegebenenfalls eine noch genauere Aussage. So kann zum Beispiel beobachtet werden, wie sich die radioaktiv markierten Substanzen über einen gewissen Zeitraum im Gewebe anreichern und ausgeschieden werden.
Szintigrafische Untersuchungen werden in der Diagnostik vieler Erkrankungen eingesetzt. Anders als zum Beispiel bei Röntgenbildern, wird nicht primär die Struktur eines Organs abgebildet, sondern der Stoffwechsel. Auf diese Weise kann die Organfunktion sichtbar gemacht werden.
Von Bedeutung ist die Szintigrafie zum Beispiel in der Diagnostik von Erkrankungen der Schilddrüse, der Knochen, des Gehirns, der Lunge, der Nieren und des Herzens.
Schilddrüsenszintigrafie
Für die Untersuchung wird in der Regel radioaktives Technetium-99m oder Jod verwendet. Diese Substanzen werden in aktivem Schilddrüsengewebe verstoffwechselt. So lassen sich stoffwechselaktive Areale (sogenannte heiße Knoten). Bei der Herzszintigrafie können, je nach verwendetem Radionuklid, Veränderungen des Herzmuskelgewebes (Myokardszintigrafie) oder der Funktion der Herzkammern (Radionuklidventrikulografie) dargestellt werden. von stoffwechselinaktiven Bereichen (kalte Knoten) abgrenzen. Dies kann zur Untersuchung von Schilddrüsenfunktionsstörungen und zur Abgrenzung von gutartigen und bösartigen Schilddrüsenveränderungen hilfreich sein.
Herzszintigrafie
Bei der Herzszintigrafie können, je nach verwendetem Radionuklid, Veränderungen des Herzmuskelgewebes (Myokardszintigrafie) oder der Funktion der Herzkammern (Radionuklidventrikulografie) dargestellt werden.
Lungenszintigrafie
Mit der Lungenszintigrafie können die Lungendurchblutung (Lungenperfusionsszintigrafie) und die Lungenbelüftung mit der Atemluft (Inhalationsszintigrafie, Ventilationsszintigrafie) untersucht werden. Mit diesen Verfahren lassen sich zum Beispiel Erkrankungen der Blutgefäße der Lunge (Lungenembolie, Fehlmündungen von Lungenarterien und Lungenvenen) und entzündliche Lungenprozesse nachweisen. Außerdem kann der Aktivitätsgrad von chronischen Erkrankungen untersucht werden, etwa der einer chronischen Bronchitis oder von Asthma bronchiale.
Nierenszintigrafie
Grundsätzlich gibt es 2 Formen der Nierenszintigrafie, die statische und die dynamische Nierenszintigrafie. Die statische Nierenszintigrafie eignet sich vor allem zur Beurteilung von Lage und Form der Nieren oder des Gewebezustands nach Entzündung. Die dynamische Nierenszintigrafie untersucht die Nierendurchblutung, die Funktion des Nierengewebes und die Abflussverhältnisse aus der Niere. Die Nierenszintigrafie ermöglicht einen Seitenvergleich zwischen der Funktion der rechten und linken Niere. Da selbst der komplette Ausfall einer Niere ohne Auswirkung auf die Laborwerte bleibt – gesetzt den Fall, dass die andere Niere gesund ist – kann die Szintigrafie in diesem Zusammenhang wertvolle Informationen liefern.
Knochenszintigrafie
Bei der Knochen- oder auch Skelettszintigrafie wird die Stoffwechselaktivität des knöchernen Skeletts untersucht. Diese Untersuchung kommt bei der Krebsdiagnostik zum Einsatz (bei der Suche nach Knochenmetastasen von anderen Krebserkrankungen und bei der Suche nach primären Knochentumoren), aber auch bei der Untersuchung vermuteter Lockerungen von Gelenkprothesen oder bei Knochenverletzungen.
SPECT und PET
Ein besonderes szintigrafisches Verfahren ist die sogenannte Schichtszintigrafie (Emissionscomputertomografie). Während in der konventionellen Szintigrafie, ähnlich wie bei Röntgenaufnahmen, nur planare Bilder angefertigt werden, ermöglicht die Schichtszintigrafie durch besondere Aufnahmetechniken die Aufnahme von Schnittbildern, ähnlich wie bei einer Computertomografie. Auf diesem Prinzip basieren die SPECT (Single-Photon-Emissions-Computer-Tomografie) und die PET (Positronen-Emissions-Tomografie). Der Unterschied zwischen den beiden Verfahren besteht hauptsächlich in der Verwendung verschiedener Radiopharmaka und unterschiedlicher Aufnahmetechniken. Die Anwendungsgebiete der beiden Methoden gehen ineinander über.
Kombinationen verschiedener Verfahren
Neue Untersuchungsgeräte ermöglichen die Kombination szintigrafischer Funktionsdarstellungen mit anderen bildgebenden Verfahren wie der Computertomografie, zum Beispiel als SPECT-CT oder PET-CT. So wird eine genaue Zuordnung der Stoffwechselvorgänge zu anatomischen Strukturen möglich.
Da radioaktive Substanzen verwendet werden, ist die Szintigrafie mit einer Strahlenbelastung verbunden. Die eingesetzten radioaktiven Stoffe haben eine sehr geringe Halbwertzeit, das heißt, dass sie sehr schnell zerfallen und somit wieder aus dem Körper verschwinden. Die Strahlenbelastung für den Patienten und die Patientin ist also relativ gering. Die genaue Strahlenbelastung der Untersuchung hängt vom gewählten Radiopharmakon und der zu untersuchenden Körperregion ab.
Wie jedes andere mit einer Strahlenbelastung einhergehende medizinische Verfahren soll die Szintigrafie nur dann eingesetzt werden, wenn der Nutzen durch die dadurch gewonnenen Informationen für den Patienten und die Patientin größer ist als das Risiko durch die Strahlenbelastung. Schwangere Frauen sollten der Szintigrafie nur in dringenden Ausnahmefällen ausgesetzt werden, da nicht auszuschließen ist, dass die radioaktiven Strahlen für das Ungeborene schädlich sind. Auch während der Stillzeit sollte keine Szintigrafie durchgeführt werden, denn es ist möglich, dass sich Radiopharmaka in der Muttermilch anreichern.
Andere Nebenwirkungen treten bei der Szintigrafie sehr selten auf. Bei der Gabe der Radiopharmaka kann es zum Beispiel zu Hautreaktionen an der Injektionsstelle, Hitzegefühl oder Übelkeit kommen.
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