Mit zunehmendem Alter nimmt die Dichte der Knochen ab. Das ist normal. Bei manchen Menschen verringert sie sich jedoch stärker als bei anderen. Wenn die Knochendichte einen bestimmten Wert unterschreitet, spricht man von Osteoporose. Dies betrifft vor allem ältere Menschen – aber längst nicht alle. Bei Frauen setzt der Abbau von Knochenmasse früher ein als bei Männern.
Eine geringe Knochendichte erhöht das Risiko für Knochenbrüche. Dies kann vor allem für ältere Menschen zum Problem werden, weil ein Bruch im Alter schlechter ausheilt und ernstere Folgen haben kann als in jungen Jahren. Dennoch sollte man sich wegen einer verringerten Knochendichte nicht allzu große Sorgen machen – oder gar anfangen, sich körperlich zu schonen. Denn wer sich weniger bewegt, erhöht sein Risiko für einen Knochenbruch eher noch. Körperliche Aktivität stärkt Knochen und Muskeln, verbessert den Gleichgewichtssinn und schützt vor Stürzen. Stürze sind die Hauptursache für Knochenbrüche im Alter.
Man kann selbst viel dafür tun, dass die Knochen stabil bleiben. Wichtig ist vor allem, aktiv zu sein, sich kalziumreich zu ernähren – und nicht zu rauchen. Ob es sinnvoll ist, zusätzlich Medikamente zur Stärkung der Knochen zu nehmen, hängt vom Alter und anderen persönlichen Risikofaktoren für einen Knochenbruch ab.
Eine Osteoporose bleibt oft unbemerkt. Manchmal gibt es aber auch sichtbare Anzeichen dafür: Zum Beispiel kann die Wirbelsäule leicht einsacken, sodass man etwas kleiner wird. Eine fortgeschrittene Osteoporose kann zu einer gebückten Haltung oder einem „Buckel“ im oberen Bereich der Wirbelsäule führen. Die Ursache hierfür sind Brüche (Frakturen) an den Wirbelkörpern, die die Wirbelsäule etwas zusammensacken lassen und zu Rückenschmerzen führen können. Viele Menschen bemerken solche Brüche aber gar nicht.
Manchmal weist erst ein schmerzhafter Knochenbruch auf eine Osteoporose hin. Außer an den Wirbelkörpern sind Brüche an den Handgelenken, Rippen, Oberarmknochen, am Becken und an der Hüfte typisch. Bei einigen Menschen werden die Knochen mit der Zeit so brüchig, dass schon ein Stolpern oder das Heben einer schweren Einkaufstasche zum Bruch eines Wirbelkörpers führt.
Das Innere der Knochen besteht aus einem Gerüst aus feinen Knochenbälkchen (Trabekel). Dieses Knochengerüst ist wie ein Schwamm aufgebaut und heißt Spongiosa. Osteoporose entsteht, wenn sich viele Knochenbälkchen zurückbilden: Dann werden die Hohlräume größer und die Knochendichte nimmt ab. Wie stark der Knochen dadurch geschwächt wird, hängt aber noch von anderen Faktoren ab, zum Beispiel von der Feinstruktur des Knochens.
Knochenstruktur: links gesunder, rechts brüchiger Knochen bei starker Osteoporose
Die Knochendichte eines Menschen nimmt bei Mädchen etwa bis zum 15. und bei Jungen bis zum 20. Lebensjahr zu und erreicht dann ihr Maximum. Ab dem 30. Lebensjahr nimmt die Knochendichte langsam wieder ab. Bei Frauen beschleunigt sich der Knochenabbau etwa ab dem 50. Lebensjahr. Der Grund: Bis zu den Wechseljahren bremst das weibliche Geschlechtshormon Östrogen den Knochenabbau. Wenn der Hormonspiegel sinkt, geht dieser Schutz verloren und der Knochen wird schneller abgebaut.
Wenn keine andere Ursache für den Knochenabbau festgestellt werden kann, wird dies als primäre Osteoporose bezeichnet. Von einer sekundären Osteoporose spricht man, wenn die Knochen zum Beispiel infolge einer Erkrankung oder durch eine dauerhafte Einnahme bestimmter Medikamente geschwächt werden.
Es gibt verschiedene Faktoren, die das Risiko für eine Osteoporose erhöhen. Einige davon lassen sich beeinflussen, andere nicht. Als Hauptrisikofaktoren für Osteoporose gelten:
Nach einer Untersuchung des Robert Koch-Instituts geben 3 % der Männer und 13 % der Frauen im Alter von 60 bis 69 Jahren an, eine Osteoporose-Diagnose erhalten zu haben. Wie viele Menschen in Deutschland tatsächlich Osteoporose haben und wie viele Knochenbrüche dadurch verursacht werden, lässt sich jedoch nicht genau sagen.
Längst nicht jede Osteoporose zieht einen Knochenbruch nach sich. Insbesondere Brüche an den Hüftknochen können jedoch ernsthafte Folgen haben. Hiervon sind fast ausschließlich ältere Menschen betroffen: Pro Jahr brechen sich etwa 6 bis 7 von 1000 Menschen über 65 den Oberschenkelhalsknochen.
Eine Osteoporose wird manchmal durch Zufall festgestellt – zum Beispiel, wenn aus anderen Gründen eine Röntgenuntersuchung des Oberkörpers gemacht wird und dabei Brüche an den Wirbelkörpern sichtbar werden.
Eine Osteoporose kann auch durch einen überraschenden Knochenbruch auffallen. Davon spricht man, wenn bereits ein Sturz aus normaler Stehhöhe zu einem Knochenbruch führt. Bei einem solchen Bruch kann die Ärztin oder der Arzt nach einer körperlichen Untersuchung und einem Gespräch oft bereits die Diagnose Osteoporose stellen.
Solange noch keine Knochenbrüche aufgetreten sind, handelt es sich bei einer Osteoporose nicht um eine Erkrankung, sondern um einen Risikofaktor für Knochenbrüche. Ob die Knochendichte verringert ist, lässt sich durch eine Knochendichtemessung (Osteodensitometrie) feststellen. Dabei wird durch Röntgen bestimmt, wie viel Mineralsalz der Knochen enthält. Dies kann helfen, das Risiko für einen Knochenbruch abzuschätzen.
Das Ergebnis der Knochendichtemessung wird als sogenannter T-Score (englisch für T-Wert) ausgedrückt. Ein T-Wert von 0 entspricht der Knochendichte eines jungen und gesunden Erwachsenen im Alter zwischen 20 und 30. Nach den aktuellen Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation gilt
Die Knochendichtemessung allein kann das Risiko für Knochenbrüche nicht zuverlässig vorhersagen. Zum einen spielen für die Knochengesundheit neben der Knochendichte noch andere Faktoren wie das innere Gerüst des Knochens und die Belastbarkeit der Knochensubstanz eine Rolle. Zum anderen hängt das Risiko für einen Knochenbruch auch von anderen Risikofaktoren und dem allgemeinen Gesundheitszustand ab.
Neben einer Knochendichtemessung können auch andere Untersuchungen infrage kommen, etwa um andere Erkrankungen als Ursache des Knochenabbaus auszuschließen – zum Beispiel eine Blutuntersuchung.
Manche Ärztinnen und Ärzte bieten eine Knochendichtemessung als individuelle Gesundheitsleistung (IGeL) zur Früherkennung von Osteoporose an. Insbesondere für Frauen unter 65 Jahren ohne Risikofaktoren gibt es für diese Untersuchung jedoch keinen Anlass – zumal der Körper dabei einer geringen Röntgenstrahlung ausgesetzt wird. Wenn das Ergebnis dazu führt, dass man sich aus Angst vor einem Knochenbruch weniger bewegt, kann die Früherkennung sogar schaden.
Für Frauen mit Risikofaktoren für eine Osteoporose, bei denen eine Medikamentenbehandlung erwogen wird, kann die Knochendichtemessung dagegen sinnvoll sein. Dann übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen auch die Kosten.
Die möglichen Vor- und Nachteile einer Früherkennung für Männer wurden bisher nicht durch aussagekräftige Studien untersucht.
Man kann selbst einiges tun, um die Knochen zu stärken – zum Beispiel, sich kalziumreich ernähren, regelmäßig bewegen und nicht rauchen. Auch eine ausreichende Versorgung mit Vitamin D ist wichtig. Damit der Körper Vitamin D produzieren kann, braucht er ausreichend Sonnenlicht (UV-Strahlung).
Studien zeigen, dass zusätzlich eingenommene Nahrungsergänzungsmittel mit Kalzium und Vitamin D für die meisten Menschen keinen Nutzen haben. Sie können aber das Risiko für Nierensteine erhöhen. Von medizinischen Fachgesellschaften werden sie zur Vorbeugung von Knochenbrüchen nicht routinemäßig empfohlen. Sinnvoll können Nahrungsergänzungsmittel bei pflegebedürftigen und wenig mobilen Menschen sein, da sie meist nur wenig Zeit in der Sonne verbringen und sich oft nicht mehr ausreichend bewegen können.
Insbesondere Knochenbrüche am Oberschenkelhals können ernsthafte Folgen haben: Vor allem viele ältere Menschen erholen sich davon oft nicht mehr vollständig. Auch wenn Osteoporose zu solchen Brüchen beitragen kann: Der größte Risikofaktor für einen Bruch am Hüftknochen sind Stürze. Gerade für ältere Menschen ist es daher wichtig, Stürzen vorzubeugen. Dazu kann Bewegung beitragen: Regelmäßige körperliche Aktivität verbessert die Koordination und die Trittsicherheit. Wichtig ist auch, Stolperfallen in der häuslichen Umgebung zu beseitigen – zum Beispiel lose Kabel und Teppiche, Türschwellen und ähnliches.
Zudem können bestimmte Medikamente das Risiko für Stürze erhöhen. Im Gespräch mit der Ärztin oder dem Arzt lässt sich klären, ob wirklich alle Medikamente nötig sind, die man einnimmt – und ob sie Wechselwirkungen haben könnten. Zur Vorbereitung des Gesprächs kann man eine Medikamenten-Liste erstellen.
Auch für Menschen, die bereits eine Osteoporose haben, ist es wichtig, sich regelmäßig zu bewegen und genügend Kalzium und Vitamin D zu sich zu nehmen.
Osteoporose kann auch mit speziellen Medikamenten behandelt werden, die den Knochenabbau bremsen oder ihren Aufbau fördern sollen. Meist werden sogenannte Bisphosphonate eingesetzt. Eine Behandlung mit Medikamenten ist sinnvoll, wenn bereits Knochenbrüche aufgetreten sind oder das Risiko für Knochenbrüche hoch ist: zum Beispiel, wenn die Knochendichte sehr niedrig ist oder wenn verschiedene Risikofaktoren für Knochenbrüche zusammenkommen. Wenn man sich für eine Behandlung mit Medikamenten entscheidet, wird in der Regel empfohlen, sie mehrere Jahre lang einzunehmen.
Vor allem für Menschen mit einem nur gering erhöhten Risiko für Knochenbrüche oder einer nur leicht verringerten Knochendichte (Osteopenie) lohnt es sich, die Vor- und Nachteile einer Behandlung mit Medikamenten gut abzuwägen.
Hormonpräparate, wie sie auch gegen Wechseljahrsbeschwerden eingesetzt werden, können bei längerer Einnahme das Risiko osteoporosebedingter Brüche verringern. Eine langfristige Hormonbehandlung während oder nach den Wechseljahren erhöht aber das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Brustkrebs. Daher wird diese Behandlung bei Osteoporose nur noch in Ausnahmefällen empfohlen. Auch hier lohnt es sich, mögliche Vorteile und Nebenwirkungen gründlich abzuwägen.
Zur Behandlung von Wirbelkörper-Brüchen aufgrund von Osteoporose wird manchmal eine sogenannte Vertebroplastie angeboten. Dabei wird künstlicher Knochenzement in die Wirbelkörper gespritzt, der dann aushärtet. Aussagekräftige Studien haben jedoch gezeigt, dass diese Behandlung Beschwerden nicht besser lindert als eine Scheinbehandlung. Es kann aber zu Nebenwirkungen kommen. Heute wird daher von dieser Behandlung abgeraten. Auch für die sogenannte Kyphoplastie – ein weiteres Verfahren zur Stabilisierung von Wirbelkörper-Brüchen – ist nicht nachgewiesen, dass sie Beschwerden lindern kann.
Die Hausarztpraxis ist meist die erste Anlaufstelle, wenn man krank ist oder bei einem Gesundheitsproblem ärztlichen Rat braucht. Wir informieren darüber, wie man die richtige Praxis findet, wie man sich am besten auf den Arztbesuch vorbereitet und was dabei wichtig ist.
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