Halsschmerzen können viele Ursachen haben. Meist sind sie Folge einer Rachenentzündung durch Erkältungsviren, bei der dann auch die Mandeln mit betroffen sein können. Seltener ist eine bakterielle Entzündung der Gaumenmandeln. Welcher Erreger die Entzündung ausgelöst hat, ist allerdings nicht leicht zu erkennen. Kinder und Jugendliche erkranken sehr viel häufiger an einer Mandelentzündung als Erwachsene.
Eine Entzündung der Mandeln (Tonsillitis) tritt plötzlich auf und heilt meist innerhalb von ein bis zwei Wochen wieder ab. Eine Mandelentzündung kann innerhalb eines Jahres aber auch mehrmals wiederkehren. Dies kann belastend sein, führt aber nur selten zu Komplikationen.
Es ist wichtig, eine Mandelentzündung von einer anhaltenden Mandelvergrößerung (Tonsillenhyperplasie) zu unterscheiden. Dies sind zwei verschiedene Erkrankungen. Bei der Mandelvergrößerung kann neben den Gaumenmandeln auch die Rachenmandel betroffen sein.
Typische Symptome einer akuten Mandelentzündung sind:
Wenn Viren die Ursache der Entzündung sind, wird sie zudem häufig von Erkältungsbeschwerden wie Husten und Schnupfen begleitet.
Oft ist außer den Mandeln auch der Rachen entzündet (Pharyngitis). Von einer Mandelentzündung spricht man, wenn die Entzündung vorwiegend die Mandeln betrifft.
Besonders bei Kindern kann sich die Erkrankung auch durch untypische Zeichen wie Bauchschmerzen äußern. Manchmal ist ihnen zudem übel und sie müssen sich übergeben.
Blick in den Mund: Geschwollene, entzündete Mandeln mit Belag
Bakterien und Viren können durch Tröpfcheninfektion übertragen werden – das heißt, sie werden beim Sprechen oder Niesen in winzigen Tröpfchen in die Luft gesprüht und gelangen so auf die Schleimhäute eines anderen Menschen, wo sie sich vermehren.
Bakterielle Mandelentzündungen werden meist durch bestimmte Streptokokken ausgelöst. Aber nicht jeder, der die Bakterien im Körper hat, bekommt eine Mandelentzündung.
Eine Mandelentzündung kann im Rahmen einer Scharlach-Infektion auftreten, die ebenfalls von Bakterien verursacht wird. Auch Virusinfektionen wie das Pfeiffersche Drüsenfieber können mit einer Entzündung der Mandeln einhergehen.
Bei einer akuten Mandelentzündung klingen Beschwerden wie Halsschmerzen und Fieber innerhalb von 1 bis 2 Wochen ab. Das Fieber lässt oft etwas eher nach als die Halsschmerzen. Es kann aber länger dauern, bis die Mandeln abgeschwollen sind.
Komplikationen sind selten. Die häufigste Komplikation ist eine Eiteransammlung um die Mandeln herum – ein sogenannter Peritonsillarabszess. Dieser kann im Rahmen einer bakteriellen Mandelentzündung entstehen und von selbst wieder abheilen. Es besteht aber das Risiko, dass sich die Entzündung in das umliegende Gewebe im Hals- und Brustbereich ausbreitet oder sich eine Blutvergiftung (Sepsis) entwickelt. Das kann zu schweren Komplikationen führen. Deshalb ist es sehr wichtig, dass ein Abszess behandelt wird. Folgende Symptome können auf einen Peritonsillarabszess hinweisen:
Schätzungen gehen davon aus, dass sich bei höchstens 1 bis 10 von 1000 Menschen, die wegen Beschwerden wie Halsschmerzen ärztlich behandelt wurden, ein Abszess bildet. Ähnlich selten entsteht aus einer Mandelentzündung eine Mittelohrentzündung.
Eine sehr seltene Komplikation ist das rheumatische Fieber. Dabei handelt es sich um schmerzhafte Entzündungen mehrerer Gelenke, des Herzmuskels und der Herzklappen. Rheumatisches Fieber tritt nur nach einer Infektion mit bestimmten Streptokokken auf und war früher deutlich häufiger als heute. Zumindest in den Industrieländern ist es mittlerweile eine Ausnahme. Es wird geschätzt, dass in Deutschland pro Jahr weniger als 1 von 100.000 Kindern daran erkrankt. Auch Nierenentzündungen sind sehr seltene Komplikationen einer bestimmten Streptokokken-Infektion: Laut Schätzungen erkranken pro Jahr 6 von 100.000 Kindern daran.
Bei Halsschmerzen kann eine ärztliche Untersuchung helfen, folgende Fragen zu beantworten:
Die Ärztin oder der Arzt wird den Rachen untersuchen und nach den genauen Beschwerden fragen. Für eine bakterielle Mandelentzündung spricht es, wenn die Mandeln geschwollen und belegt sind und man Fieber hat, aber keinen Husten.
Zusätzlich kann ein sogenannter Schnelltest gemacht werden. Für Kinder bis zum 16. Lebensjahr wird er von den Krankenkassen bezahlt. Dabei wird ein Abstrich von den Mandeln genommen und auf Streptokokken untersucht. Das Ergebnis liegt innerhalb weniger Minuten vor, ist aber nicht immer richtig. Wenn der Abstrich ins Labor geschickt wird, fällt das Testergebnis genauer aus, ist aber erst nach 1 bis 2 Tagen da.
Nur in Ausnahmen wird Blut abgenommen und untersucht, beispielsweise um andere Erkrankungen auszuschließen.
Die Behandlung soll in erster Linie die Beschwerden lindern und Komplikationen vorbeugen. Bei einer akuten Mandelentzündung kommen dazu folgende Medikamente infrage:
Antibiotika können die Krankheitsdauer etwas verkürzen. Zudem ist man nach spätestens 24 Stunden nach Behandlungsbeginn nicht mehr ansteckend. Sie können auch das Risiko von Komplikationen reduzieren – allerdings sind diese ohnehin die Ausnahme. Da Antibiotika nur begrenzt gegen die Beschwerden helfen und Nebenwirkungen haben, kann man häufig auf eine Einnahme verzichten.
Viele Menschen empfinden es als wohltuend, Halsbonbons zu lutschen oder die Beschwerden mit Hausmitteln zu lindern, etwa mit Halswickeln und Gurgeln mit Salzwasser oder Tee.
Wiederkehrende Mandelentzündungen können ebenfalls mit Schmerzmitteln oder Antibiotika behandelt werden. Bei häufigen Beschwerden ist es auch möglich, die Mandeln operativ entfernen zu lassen.
Um zu klären, ob eine Operation infrage kommt, kann unsere Entscheidungshilfe verwendet werden. Sie fasst die wichtigsten Vor- und Nachteile der verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten zusammen.
Die Haus- oder Kinderarztpraxis ist meist die erste Anlaufstelle, wenn man krank ist oder bei einem Gesundheitsproblem ärztlichen Rat braucht. Wir informieren darüber, wie man die richtige Praxis findet, wie man sich am besten auf den Arztbesuch vorbereitet und was dabei wichtig ist.
Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM). Halsschmerzen. DEGAM-Leitlinie Nr. 14 (S3-Leitlinie). AWMF-Registernr.: 053-010. 10.2009.
Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie (DGHNO-KHC). Therapie entzündlicher Erkrankungen der Gaumenmandeln – Tonsillitis (S2k-Leitlinie). AWMF-Registernr.: 017-024. 08.2015.
Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie (DGHNO-KHC). Therapie entzündlicher Erkrankungen der Gaumenmandeln – Tonsillitis (S2k-Leitlinie). AWMF-Registernr.: 017-024. 08.2015.
Georgalas CC, Tolley NS, Narula PA. Tonsillitis. BMJ Clin Evid 2014: pii: 0503.
Kenealy T. Sore throat. BMJ Clin Evid 2014: pii: 1509.