Blutuntersuchungen spielen in der medizinischen Diagnostik eine große Rolle. Es gibt unterschiedliche Techniken, wie Blutproben gewonnen werden können. In den meisten Fällen punktiert der Arzt oder die Ärztin eine Vene in der Ellenbeuge. Vorher wird mit einer Manschette um den Oberarm das Blut in den Venen gestaut, sodass diese hervortreten und leichter punktiert werden können. Die Blutentnahme kann aus jeder Vene des Körpers erfolgen. Neben der Ellenbeuge werden häufig Hand- oder Fußrücken oder bei Babys eine Vene am Kopf punktiert. Die Punktion einer Vene ist die häufigste Technik der Blutentnahme. Eine andere Möglichkeit ist die Kapillarblutentnahme. Dabei wird zum Beispiel in die Fingerbeere oder das Ohrläppchen gepikst und ein Bluttropfen aufgefangen. Für andere Untersuchungen wird arterielles Blut benötigt. Dafür wird eine Arterie punktiert, zum Beispiel in der Leiste.
Blut besteht aus dem sogenannten Blutplasma (Wasser, Eiweißen, Elektrolyten, Enzymen, Hormonen und andere) und den Blutkörperchen (rote Blutkörperchen, weiße Blutkörperchen, Blutplättchen). Manchmal füllt der Arzt oder die Ärztin verschiedene Röhrchen bei der Blutentnahme. In den Röhrchen sind unterschiedliche Zusätze. Für verschiedene Untersuchungen wird unterschiedliches Untersuchungsmaterial gebraucht, zum Beispiel:
Blutwerte können bei der Diagnostik vieler Erkrankungen hilfreich sein. Zu den häufigen Untersuchungen gehören zum Beispiel:
Neben den genannten Beispielen können viele weitere Parameter im Blut untersucht werden, zum Beispiel die Konzentration eingenommener Medikamente, der Gehalt von Mineralstoffen und Vitaminen oder genetische Untersuchungen der Zellen. Auch Erreger wie Viren oder Bakterien können gegebenenfalls im Blut nachgewiesen werden.
Manchmal werden Untersuchungsparameter thematisch zusammengefasst. Dann spricht man zum Beispiel von Leberwerten, Nierenwerten, Schilddrüsenwerten oder Entzündungswerten. Zu den sogenannten Leberwerten gehören zum Beispiel die Leberenzyme GOT, GPT und gamma-GT, zu den Nierenwerten Kreatinin und Harnstoff. Mit Schilddrüsenwerten sind in der Regel die Hormone T3, T4 und TSH gemeint und zu den Entzündungswerten zählen unter anderem die weißen Blutkörperchen (Leukozyten) und das Enzym CRP.
Für jeden Laborwert gibt es einen sogenannten Referenzbereich. Umgangssprachlich wird auch manchmal von Normwerten gesprochen. Referenzbereiche sind die Messwerte, die bei einer Vergleichsgruppe aus gesunden Menschen gemessen werden. In der Regel wird der Bereich so gewählt, dass der Laborwert bei 95 Prozent der gesunden Menschen innerhalb der Spanne liegt. Das bedeutet gleichzeitig, dass der Wert bei 5 Prozent aller gesunden Menschen außerhalb des Referenzbereiches liegt. Ein abweichender Wert ist also nicht zwangsläufig mit einer Krankheit gleichzusetzen.
Für viele Messwerte gibt es unterschiedliche Verfahren oder Messgeräte von unterschiedlichen Herstellern. Für diese werden die Referenzbereiche jeweils ermittelt, indem Messungen an Vergleichsgruppen durchgeführt werden. Dies hat zur Folge, dass sich Referenzwerte von Labor zu Labor unterscheiden können. Darüber hinaus können individuelle Faktoren wie zum Beispiel Alter und Geschlecht Einfluss auf die Normwerte haben.
Die Referenzwerte von Laborparametern sind nicht als strenge Grenzlinie zu betrachten. Sie sind eine Richtgröße, innerhalb derer bei den meisten gesunden Menschen der entsprechende Laborwert liegt. Eine gewisse Abweichung von den Referenzbereichen hat häufig keine krankhafte Bedeutung, wenn keine anderen Auffälligkeiten oder damit in Zusammenhang zu bringende Beschwerden vorliegen. Ein Laborwert allein reicht nicht aus, um zu entscheiden, ob ein Mensch krank oder gesund ist.
Einzelne Laborparameter sind darüber hinaus meist wenig aussagekräftig. Sie müssen in Zusammenhang mit anderen Befunden und Beschwerden sowie im zeitlichen Verlauf beurteilt werden.
Das Ergebnis von Laboruntersuchungen kann durch eine Vielzahl von Einflüssen und Fehlern verändert werden. So können zum Beispiel bei der Blutentnahme, aber auch bei der Lagerung und dem Transport der Proben Fehler passieren. Manche Laborwerte verändern sich, wenn die Blutprobe zu lange gelagert oder Licht ausgesetzt wird. Manche Werte verändern sich, wenn das Blut in den Venen zu lange oder zu stark gestaut wurde. Manche Werte müssen zu bestimmten Tageszeiten bestimmt werden. Medikamente, körperliche Anstrengung, Rauchen oder Alkohol, die letzte Mahlzeit, die Tageszeit der Blutentnahme – das alles sind Faktoren, die ebenfalls Einfluss auf Blutwerte haben können.
Wenn ein Blutwert auffällig ist, muss der Arzt oder die Ärztin also in der individuellen Situation beurteilen, ob der Wert plausibel ist und welche Bedeutung er im Einzelfall hat.
Albumin
Albumin ist das am häufigsten vorkommende Eiweißmolekül (Protein) im Körper. Es dient vor allem als Transportmittel für Stoffe im Blut. Albumin beeinflusst außerdem die Flüssigkeitsverteilung zwischen dem Blut und den umliegenden Geweben. Verminderte Albuminwerte treten bei Mangelernährung und Lebererkrankungen auf. Auch wenn der Körper Albumin verliert − zum Beispiel über den Darm oder die Niere oder bei großen Verbrennungen − sind die Werte erniedrigt. Erhöhte Albuminwerte kommen vor allem bei Flüssigkeitsmangel vor.
Alkalische Phosphatase (AP)
Bei der Alkalischen Phosphatase (AP) handelt es sich um ein Enzym. Die AP ist vor allem in den Gallenwegen und im Knochen zu finden. Daher bestimmt man ihren Gehalt, wenn der Verdacht besteht, dass diese Organe erkrankt sind.
Alpha-Amylase
Die Alpha-Amylase ist ein Enzym, das sowohl in der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) als auch in den Speicheldrüsen des Mundes zu finden ist. Sie ist wesentlich an der Verdauung von Kohlenhydraten beteiligt und wird regelmäßig bei Verdacht auf eine Erkrankung der Bauchspeicheldrüse bestimmt.
Bilirubin
Bilirubin ist der Gallenfarbstoff. Er entsteht beim Abbau des roten Blutfarbstoffs (Hämoglobin) in der Leber und wird über die Gallenflüssigkeit in den Darm und dann vom Körper ausgeschieden. Bilirubin bestimmt man in der Regel bei Verdacht auf Blut, Leber- oder Gallenwegserkrankungen.
Cholesterin
Cholesterin zählt zu den Blutfetten. Der Körper benötigt Cholesterin zum Beispiel für die Produktion von Hormonen und Gallensäuren und als Bestandteil von Zellmembranen. Ein hoher Cholesterinwert erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Dies ist aber nur ein Risikofaktor von vielen, allein sagen die Cholesterinwerte wenig aus. Es gibt außerdem verschiedene Auffassungen darüber, ab wann der Cholesterinwert als zu hoch eingestuft werden sollte.
C-reaktives Protein (CRP)
Dieses Eiweiß bildet der Organismus vermehrt bei Entzündungen. Die Höhe des CRP-Wertes gibt Auskunft über Ausmaß und Aktivität des entzündlichen Geschehens. Es ist allerdings ein unspezifischer Wert, aus dem man nicht ableiten kann, welche Art von Entzündung vorliegt.
Eisen
Eisen ist ein wesentlicher Bestandteil des roten Blutfarbstoffes Hämoglobin in den roten Blutkörperchen (Erythrozyten). Die Eisenwerte im Blut schwanken im Tagesverlauf erheblich. Der Wert allein ist für die Untersuchung eines Eisenmangels ungeeignet. Dafür werden weitere Parameter bestimmt, zum Beispiel das Ferritin.
Ferritin
Ferritin ist ein Eiweiß. Es dient als Eisenspeicher für den Körper. Ein erniedrigter Wert tritt zum Beispiel bei Eisenmangel auf.
Gamma-GT
Die Abkürzung Gamma-GT steht für Gamma-Glutamyl-Transferase. Dieses Enzym findet sich insbesondere in der Leber und in den Gallenwegen. Erhöhte Werte liegen dementsprechend bei Entzündungen der Leber und der Gallenwege, bei Gallensteinen, bei Fettleber oder bei häufigem Alkoholkonsum vor.
GOT
GOT steht für Glutamat-Oxalacetat-Transaminase. Manchmal wird auch die Bezeichnung AST (Aspartat-Amino-Transferase) verwendet. Die GOT ist ein Enzym, das sowohl in der Leber als auch in den Muskeln und dem Herzmuskel vorkommt. Eine Erhöhung kann auf eine Leberentzündung, eine Leberzirrhose, Lebertumore oder andere Lebererkrankungen hinweisen. Die GOT spielt zudem in der Beurteilung eines Herzinfarkts und von Muskelerkrankungen eine wichtige Rolle.
GPT
GPT steht für Glutamat-Pyruvat-Transaminase. Manchmal wird auch die Bezeichnung ALT verwendet (Alanin-Amino-Transferase). Die GPT ist ein Enzym, das vor allem in Leberzellen vorkommt. Die GPT ist daher vor allem bei Lebererkrankungen erhöht.
Harnsäure
Harnsäure entsteht beim Abbau von Purinen. Purine sind Bestandteile der Erbsubstanz in den Zellen. Sie werden mit der Nahrung aufgenommen, aber auch im Körper selbst gebildet. Erhöhte Harnsäurewerte können unter anderem auftreten, wenn Menschen sehr purinreiche Nahrung essen, wenn bei bestimmten Erkrankungen vermehrt Zellen des Körpers abgebaut werden oder wenn die Niere nicht mehr ausreichend Harnsäure ausscheidet. Ein dauerhafter Harnsäuregehalt im Blut kann zu Gicht oder zu Nierensteinen führen.
Harnstoff
Harnstoff ist das Endprodukt des Eiweißstoffwechsels und wird über die Niere ausgeschieden. Die Harnstoffkonzentration steigt zum Beispiel bei starker Einschränkung der Nierenfunktion an.
Kreatinin
Kreatinin entsteht im Stoffwechsel der Muskulatur und wird über die Nieren ausgeschieden. Die Bestimmung des Kreatinins dient der Überprüfung der Nierenfunktion. Der Wert ist bei akuten und chronischen Nierenerkrankungen, aber auch bei Flüssigkeitsmangel erhöht.
CK
CK steht für Kreatinphosphokinase oder kurz Kreatininkinase. Dieses Enzym ist von besonderer Bedeutung für die Diagnose von Herz- und Muskelerkrankungen. Ist der Gesamtwert erhöht, kann durch Bestimmung der verschiedenen Untertypen unterschieden werden, welches Organ von einer Störung betroffen ist.
Laktatdehydrogenase (LDH)
Die LDH ist ein Enzym, das in vielen verschiedenen Geweben und Organen des Körpers vorkommt. Es wird ergänzend bei Verdacht auf eine Erkrankung der Muskulatur, der Leber, des Herzens, des Blutes oder des Nervensystems bestimmt.
Lipase
Die Lipase, genauer gesagt die Pankreas-Lipase, ist wie die Alpha-Amylase ein Enzym der Bauchspeicheldrüse. Sie ist wichtig für die Fettverdauung. Ein erhöhter Lipasewert im Blut kann auf eine Erkrankung der Bauchspeicheldrüse hinweisen.
Triglyzeride
Diese Gruppe der Blutfette wird wie das Cholesterin mit der Nahrung aufgenommen oder im Körper selbst gebildet. Erhöhte Triglyzeridwerte sind ebenfalls ein Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
TSH
TSH steht für Thyroidea-stimulierendes Hormon. TSH wird in der Hirnanhangdrüse (Hypophyse) gebildet und reguliert die Funktion der Schilddrüse. TSH wird häufig zur Kontrolle der Schilddrüsenfunktion bestimmt. Darüber hinaus können gegebenenfalls auch die Schilddrüsenhormone T3 und T4 untersucht werden, um eine Über- oder Unterfunktion der Schilddrüse zu beurteilen.
Sie haben Fragen und wünschen eine persönliche Beratung zu gesundheitlichen und gesundheitsrechtlichen Themen?
Unser Beratungsteam beantwortet Ihre Fragen gern:
Eine Übersicht über unser Beratungsspektrum und unsere Kontaktmöglichkeiten finden Sie hier.
Oftmals fühlen sich Menschen im Gespräch mit Krankenkassen oder Ärzten und Ärztinnen überfordert: Sie brauchen Unterstützung bei Fragen und Problemen im Zusammenhang mit ihrer Gesundheit. Unser Ziel ist es, Betroffenen die Informationen zu liefern, die sie benötigen, um sich zurechtzufinden und selbst die für sie beste Entscheidung zu treffen. Die Informationstexte auf unserer Homepage sollen dazu einen Beitrag leisten.
Jeder Text durchläuft einen strengen mehrstufigen Prozess, damit die Qualität der Informationen gesichert ist. Auch für unsere Texte gelten unsere Beratungsgrundsätze: neutral, unabhängig, wissenschaftlich basiert. Für gesundheitliche Informationen arbeiten wir nach den Prinzipien der evidenzbasierten Medizin. Dabei greifen wir in der Regel auf bereits aufbereitete hochwertige Information zurück, zum Beispiel auf die Texte des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) und AWMF-Leitlinien. Sozial- und gesundheitsrechtliche Themen basieren auf sogenannten Primärquellen wie Gesetzen, Verwaltungsvorschriften oder Bundestagsdrucksachen. Die verwendeten Quellen sowie den Stand der letzten Aktualisierung geben wir am Ende des Textes an.
Unser Anspruch ist es verständliche Texte für alle Menschen zu schreiben. Um unserem Ziel gerecht zu werden, binden wir medizinische beziehungsweise juristische Laien als Testleser ein, bevor wir die Texte veröffentlichen. Die Texte sind sachlich und frei von rechtlichen und gesundheitsbezogenen Wertungen. Wir aktualisieren unsere Texte zeitnah, wenn dies erforderlich ist, und prüfen alle Texte mindestens einmal jährlich.
Details zu unserer Vorgehensweise finden Sie in unserem Methodenpapier zur Erstellung und Präsentation von gesundheitlichen und gesundheitsrechtlichen Informationen in der Patientenberatung der UPD.
Bitte beachten Sie:
Unsere Informationstexte und unsere individuelle Beratung dienen dazu, gesundheitliche und gesundheitsrechtliche Inhalte zu vermitteln, Zusammenhänge zu erläutern und Handlungsmöglichkeiten aufzeigen. Gerne unterstützen wir Sie bei ihrem individuellen Anliegen. Information und Beratung durch die UPD ersetzen jedoch weder einen Arztbesuch noch eine anwaltliche Vertretung. © 2022 UPD Patientenberatung Deutschland gGmbH