Wenn im Frühjahr und Sommer alles grünt und blüht, haben viele Kinder und Erwachsene Heuschnupfen. Vor allem an trockenen, warmen Tagen können ihnen Niesen und Augenjucken zu schaffen machen. Viele Menschen mit Allergien und Asthma haben dann auch mehr Asthma-Anfälle als sonst.
Heuschnupfen ist eine allergische Reaktion der oberen Atemwege auf Pflanzenpollen in der Luft. Die Beschwerden werden auch allergischer Schnupfen (allergische Rhinitis) genannt.
Menschen mit einem allergischen Schnupfen müssen häufig niesen, ihre Nase läuft oder ist verstopft. Bei starken Beschwerden fühlen sich viele zudem schlapp und müde. Wenn auch die Augen tränen und jucken und die Augenlider anschwellen, spricht man von einer allergischen Rhinokonjunktivitis – einem allergischen Schnupfen, der mit einer Bindehautentzündung einhergeht. Juckreiz und asthmatische Beschwerden wie Husten, pfeifende Atmung und Kurzatmigkeit können hinzukommen.
Die Beschwerden treten nur in den Zeiten des Pollenflugs auf. Meist sind sie deutlich stärker als bei einer Hausstauballergie, mit der Betroffene aber das ganze Jahr über zu tun haben.
Allergische Beschwerden entstehen, wenn der Körper auf bestimmte, normalerweise harmlose Substanzen wie Pollen überempfindlich reagiert. Das Immunsystem antwortet auf solche Substanzen (Allergene) mit einer Kettenreaktion: Zuerst bildet es Antikörper gegen das Allergen, die sich an bestimmte Zellen binden. Kommt es nun zu einem erneuten Kontakt, können diese Zellen chemische Stoffe wie Histamin freisetzen. Diese Stoffe lösen dann allergische Reaktionen aus wie Niesen oder Augenjucken.
Die folgende Tabelle zeigt, welche Pflanzen häufig Beschwerden auslösen und wann ihre Pollen in etwa fliegen:
Pflanze | Pollenflug-Monate |
---|---|
Hasel | Februar |
Erle | März |
Birke | April |
Buche | Mai |
Eiche | Mai |
Esche | Mitte April bis Mitte Mai |
Gräser | Mitte Mai bis Mitte August |
Beifuß | Mitte Juli bis Ende August |
Ambrosia | September |
Ein erhöhtes Risiko für Allergien ist manchmal familiär bedingt. Umgebungsfaktoren wie Luftverschmutzung und Zigarettenrauch können Allergien begünstigen.
Man vermutet zudem, dass hohe Hygienestandards und das seltenere Auftreten bestimmter Infektionen im Kindesalter dazu beigetragen haben, dass Allergien heute so verbreitet sind. Denn dadurch ist das Abwehrsystem bei vielen Menschen weniger „trainiert“ als früher.
In Industrieländern wie Deutschland hat etwa jeder Vierte einen allergischen Schnupfen. Die meisten Menschen haben erstmals vor dem zwanzigsten Lebensjahr Beschwerden.
Aus einem allergischen Schnupfen kann sich nach einigen Jahren ein allergisches Asthma entwickeln. Manchmal weitet sich zum Beispiel eine Pollenallergie im Laufe der Zeit auch auf bestimmte Nahrungsmittel aus (sogenannte Kreuzallergie).
Starke Beschwerden können Folgeerkrankungen wie eine Nasennebenhöhlenentzündung begünstigen. Außerdem macht ein allergischer Schnupfen oft die Schleimhaut der Atemwege überempfindlich. Dies kann auch zu Beschwerden durch Reize wie Zigarettenrauch und trockene Heizungsluft führen.
Im ärztlichen Gespräch wird zunächst nach den Beschwerden, den Lebensumständen und der Krankengeschichte gefragt. Mithilfe eines Allergie-Tests (Prick-Test) kann die Ärztin oder der Arzt herausfinden, ob man auf bestimmte Stoffe allergisch reagiert. Dabei werden mögliche Allergene in einigem Abstand voneinander auf den Unterarm aufgetragen. Anschließend wird die Haut an diesen Stellen leicht eingeritzt, damit die Substanzen in die Haut gelangen. Wird die Haut an diesen Stellen rot und schwillt ähnlich wie bei einem großen Mückenstich an, handelt es sich um eine allergische Reaktion gegen den dort aufgetragenen Stoff.
Zusätzlich kann eine Blutuntersuchung oder ein sogenannter Provokationstest notwendig sein. Bei einem Provokationstest werden Allergen-Extrakte mit einem Spray oder in Tropfenform auf die Nasenschleimhaut oder die Augenbindehaut aufgetragen. Wenn die Schleimhaut anschwillt, man niesen muss und die Nase anfängt zu laufen, spricht dies für einen allergischen Schnupfen.
Vor Pollen kann man sich kaum schützen – außer durch Reisen in Gegenden, in denen gerade kein Pollenflug herrscht. Die Belastung lässt sich verringern, wenn man in den Zeiten starken Pollenflugs die Fenster geschlossen hält und vor dem Schlafengehen die Haare wäscht. Pollenflug-Vorhersagen und aktuelle Informationen finden sich zum Beispiel beim Deutschen Wetterdienst.
Zur Behandlung der Beschwerden stehen verschiedene Medikamente zur Verfügung:
Daneben gibt es auch nicht medikamentöse Möglichkeiten wie salzhaltige Nasensprays und Nasenduschen. Diese können Beschwerden lindern, Medikamente aber meist nicht ganz ersetzen.
Eine Methode, um langfristig unempfindlicher gegen die Allergene zu werden, ist die Hyposensibilisierung (spezifische Immuntherapie). Bei dieser Behandlung werden ähnlich wie bei einer Impfung regelmäßig niedrige Dosen des Allergens unter die Haut gespritzt oder unter die Zunge gegeben. Eine spezifische Immuntherapie dauert etwa drei Jahre.
Die Hausarztpraxis ist meist die erste Anlaufstelle, wenn man krank ist oder bei einem Gesundheitsproblem ärztlichen Rat braucht. Wir informieren darüber, wie man die richtige Praxis findet, wie man sich am besten auf den Arztbesuch vorbereitet und was dabei wichtig ist.
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