Es kann bei einem Sturz oder schon bei einem Stolpern passieren: Man stützt sich ab und verletzt sich dabei das Handgelenk. Eine Handgelenksverletzung ist schmerzhaft, heilt aber oft innerhalb weniger Wochen ab. Manchmal ist es notwendig, das Gelenk länger ruhigzustellen. Nur selten ist die Verletzung so schwer, dass das Handgelenk operiert werden muss.
Grundsätzlich werden folgende Verletzungsarten unterschieden:
Je stärker die Hand überstreckt oder überbeugt wird, desto eher kommt es zu Verletzungen der Bänder oder zu einem Bruch.
Verstauchung des Handgelenks
Eine Handgelenksverletzung kann sehr schmerzhaft sein. Brüche und Verrenkungen weisen oft eine sichtbare Fehlstellung auf und tun stärker weh als eine Verstauchung. Neben Schmerzen sind Schwellungen und Blutergüsse typisch. Werden Nerven verletzt, kann es zu Gefühlsstörungen wie Taubheit oder Kribbeln in den Fingern kommen. Bei Gefühlsstörungen, starken Schmerzen und Fehlstellungen ist schnelle ärztliche Hilfe wichtig. Lässt sich die Hand gar nicht mehr bewegen, ist das ein Notfall – dann sollte man sofort in eine Klinik gehen.
Bei einer Bänderverletzung kann es sein, dass die Schmerzen anfangs nicht so stark sind, es dann aber zu anhaltenden Beschwerden kommt. Bänderrisse führen oft erst nach Wochen zu einer spürbaren Instabilität des Handgelenks. Das macht sich oft als Wegknicken oder -schnappen bemerkbar, wenn man die Hand belasten will.
Bänderriss im Handgelenk
Das Handgelenk wird häufig verletzt, wenn man sich bei einem Sturz abstützt. Wenn das Handgelenk dabei überstreckt oder überbeugt wird, können Kapsel, Bänder und Knochen geschädigt werden. Oft passieren solche Unfälle beim Sport. Ältere Menschen sind oft auch im Alltag sturzgefährdet.
Verstauchungen können auch durch ruckartige Bewegungen entstehen, zum Beispiel beim Ballwurf oder beim Schlagen mit einem Tennisschläger.
Menschen mit Osteoporose (Knochenschwund) sind allgemein anfälliger für Knochenbrüche und verletzen sich deshalb bei einem Sturz auch leichter das Handgelenk.
Auch bei Kindern sind solche Verletzungen häufig, da ihre Knochen, Bänder und Gelenke noch nicht ausgereift sind. Auf der anderen Seite heilen Verletzungen bei Kindern meist gut ab.
Bruch des Handgelenks
Leichte Verstauchungen heilen innerhalb von 2 bis 3 Wochen folgenlos aus. Bis ein Riss oder Bruch vollständig abgeheilt ist, kann es unter Umständen bis zu sechs Monate dauern. Solche schwereren Verletzungen des Handgelenks können aber auch zu dauerhaften Bewegungseinschränkungen, einer Arthrose oder einer bleibenden Instabilität führen.
Die Ärztin oder der Arzt untersucht die Hand und prüft, wie beweglich das Gelenk ist, ob und wie stark es geschwollen ist und wo es genau schmerzt. Um eine leichte Verstauchung festzustellen, reicht diese Untersuchung der Hand oft aus. Es kann aber auch ein Röntgenbild notwendig werden. Bei Verdacht auf eine Verrenkung, einen Bänderriss oder einen Knochenbruch können weitere bildgebende Verfahren wie eine Computertomografie oder eine Magnetresonanztomografie (MRT) infrage kommen.
Unmittelbar nach einer Verletzung sollte das Handgelenk möglichst schnell ruhiggestellt und geschont werden. Gegen Schwellungen wird das Handgelenk hochgelagert. Je nach Verletzung wird ein fester elastischer Verband (Tapeverband), eine Schiene oder ein Gips angelegt. Schmerzen können mit Salben oder Tabletten (zum Beispiel Paracetamol) behandelt werden. Werden Medikamente aus der Gruppe der nicht steroidalen Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen über eine längere Zeit eingenommen, ist es sinnvoll, zusätzlich ein Medikament zum Magenschutz einzunehmen.
Ob und wie lange es nötig ist, die Hand ruhigzustellen, hängt von der Art der Verletzung und vom Heilungsverlauf ab. Dies kann die Ärztin oder der Arzt feststellen. Manchmal ist keine weitere Ruhigstellung nötig. Bei einer Verstauchung reichen oft wenige Tage. Risse und Brüche müssen dagegen über mehrere Wochen ruhiggestellt werden, damit sie heilen können.
Eine Operation kommt beispielsweise infrage, wenn nach einem Bruch Knochen gerichtet werden müssen, ein Band vollständig gerissen ist oder bei Nervenschäden. Je nach Eingriff wird das Handgelenk anschließend einige Wochen ruhiggestellt. Eine Ruhigstellung ist aber nicht immer notwendig und sollte allgemein so kurz wie möglich sein. Bei manchen Eingriffen kann die Hand auch sofort wieder bewegt werden. Ein verrenktes oder ausgekugeltes Gelenk wird eingerenkt, je nach Schwere der Verletzung unter örtlicher Betäubung oder Vollnarkose.
Bei Handgelenksverletzungen kann die Heilung durch Physiotherapie oder Ergotherapie unterstützt werden. Bewegungsübungen können die Beweglichkeit fördern und die Muskulatur stärken.
Bei Kindern werden Handgelenksverletzungen unter Umständen anders behandelt als bei Erwachsenen. Deshalb kann es je nach Art der Verletzung sinnvoll sein, sich an Ärztinnen oder Ärzte zu wenden, die auf Kinderchirurgie spezialisiert sind.
Die Hausarztpraxis ist meist die erste Anlaufstelle, wenn man krank ist oder bei einem Gesundheitsproblem ärztlichen Rat braucht. Wir informieren darüber, wie man die richtige Praxis findet, wie man sich am besten auf den Arztbesuch vorbereitet und was dabei wichtig ist.
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