Inhalt:
Als grauer Star wird eine Eintrübung der Augenlinse mit nachfolgender Verschlechterung des Sehvermögens bezeichnet. Der graue Star ist im fortgeschrittenen Lebensalter eine häufige Erkrankung. Bei einer geplanten Kataraktoperation wird Betroffenen häufig eine Vielzahl von Leistungen angeboten, die die gesetzlichen Krankenkassen nicht übernehmen und daher von dem Patienten oder der Patientin selbst bezahlt werden müssen. Dieser Text informiert schwerpunktmäßig über häufig angebotene Zusatzleistungen. Eine kurze Übersicht über das Krankheitsbild finden Sie am Ende dieses Textes.
Grundsätzlich übernehmen die Krankenkassen bei einem grauen Star die Kosten für die Diagnostik, für die Operation mit Einsetzen einer Standardlinse sowie für die Vor- und Nachbehandlung. Eine Kataraktoperation ist also für den Patienten oder die Patientin nicht zwangsläufig mit Zusatzkosten verbunden.
Häufig werden den Betroffenen Zusatzleistungen angeboten, die als sogenannte IGeL (Individuelle Gesundheitsleistungen) privat bezahlt werden müssen. Zusatzleistungen können zum Beispiel besondere Untersuchungen vor der Operation sein, spezielle Kunstlinsen oder Operationsverfahren. Diese Leistungen werden zum Teil stark beworben. Es ist sinnvoll, sich vor der Entscheidung für Zusatzleistungen zu informieren, ob Risiken und Nutzen in aussagekräftigen Studien untersucht sind, und zu überlegen, ob die Leistung für die eigenen Bedürfnisse relevant ist.
Vor einer Kataraktoperation müssen die Augen vermessen werden, damit die Brechkraft der künstlichen Linse genau berechnet werden kann. Zum Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung zählt hierfür die Ultraschallbiometrie. Bei dieser Untersuchung wird nach lokaler Betäubung mittels Augentropfen ein dünner Ultraschallstift direkt auf die Hornhaut des Auges aufgesetzt. Für bestmögliche Ergebnisse muss der Patient oder die Patientin möglichst gerade nach vorne schauen. Die Messung muss mehrfach wiederholt werden; ihre Genauigkeit hängt dabei auch von der Geschicklichkeit und Erfahrung des Anwenders oder der Anwenderin ab.
Als kostenpflichtige Leistung wird häufig die Optische Biometrie angeboten, bei der die Augen mittels Laserstrahl vermessen werden. Die Optische Biometrie ist einfacher in der Anwendung als die Ultraschalluntersuchung. Sie ist auch für den Patienten oder die Patientin komfortabler, da das Auge bei diesem Verfahren nicht berührt wird, sodass keine Betäubung der Hornhaut notwendig ist.
Die Optische Biometrie ermöglicht in der Regel genauere Messwerte als die Ultraschallbiometrie. Diese Genauigkeit der Werte ist jedoch nicht für jede Kataraktoperation erforderlich. Sie kann hilfreich sein, wenn Betroffene besondere Wünsche haben, zum Beispiel Brillenfreiheit in einem ganz bestimmten Entfernungsbereich. Der Berufsverband der Augenärzte Deutschlands e.V. beschreibt die Optische Biometrie als unerlässlich, wenn eine Mehrstärkenlinse (Multifokallinse) in das Auge eingesetzt werden soll.
Ob die Optische Biometrie im Einzelfall sinnvoll ist, hängt also von den individuellen Untersuchungsbedingungen, von der Erfahrung des Untersuchers oder der Untersucherin und den Wünschen des Patienten oder der Patientin ab.
Manchmal wird auch die Optische Kohärenztomografie (OCT) zur Untersuchung der Netzhaut vor einer Kataraktoperation empfohlen. Die Netzhautuntersuchung mittels OCT spielt in der Kataraktdiagnostik standardmäßig keine Rolle. Wenn diese Untersuchung empfohlen wird, können Sie sich bei Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin genau erkundigen, aus welchem Grund sie stattfinden soll und ob von den Ergebnissen dieser Untersuchung Handlungskonsequenzen für die Kataraktbehandlung abhängen.
Es gibt eine Vielzahl verschiedener Linsen, die bei der Kataraktoperation eingesetzt werden können. Sie unterscheiden sich zum Beispiel in den physikalischen Eigenschaften, den Materialien, im Schliff und in der Einarbeitung zusätzlicher UV-Filter.
Die Regelversorgung der gesetzlichen Krankenkassen ist die sogenannte Monofokallinse. Diese Linse bietet in einem Entfernungsbereich ein scharfes Bild, also in der Ferne, im Mittelbereich oder in der Nähe. Die Entscheidung, in welchem Bereich das scharfe Sehen liegen soll, trifft der Patient oder die Patientin abhängig von den eigenen Bedürfnissen. Die jeweils unscharfen Bereiche kann eine Brille ausgleichen. Wer zum Beispiel eine Linse wählt, mit der in der Ferne scharf gesehen wird, benötigt zum Lesen dann bei Bedarf eine Brille. Die Standardlinsen bestehen aus Silikon oder Acryl und enthalten einen UV-Filter.
Darüber hinaus gibt es verschiedene Sonderlinsen. Nach der derzeitigen Datenlage sind Sonderlinsen in der Regel medizinisch nicht notwendig, sie können jedoch in manchen Situationen das Behandlungsergebnis optimieren oder die Lebensqualität verbessern, wenn zum Beispiel der dringende Wunsch besteht, keine Brille zu tragen.
Multifokallinsen (Mehrstärkenlinsen) vermitteln einen vergleichbaren Seheindruck wie Gleitsichtbrillen, nämlich ein scharfes Sehen sowohl in der Ferne als auch in der Nähe. Dadurch kann nach der Operation häufiger auf eine Brille verzichtet werden, was für viele Menschen bei der Wahl dieser Linsen ausschlaggebend ist. Menschen, denen eine Multifokallinse eingesetzt wurde, reagieren manchmal empfindlicher auf blendendes Licht und können zum Teil Konturen schlechter sehen. Manchen Menschen fällt es außerdem zunächst schwer, sich an eine Multifokallinse zu gewöhnen, da gleichzeitig ein scharfes Bild in der Nähe und in der Ferne wahrgenommen wird.
Die Merkmale der Sonderlinsen können auch miteinander kombiniert werden, zum Beispiel asphärische Blaulichtfilterlinsen oder torische Multifokallinsen.
Bei der Kataraktoperation wird die trübe Linse entfernt und durch eine künstliche Linse ersetzt. Das Standardverfahren hierfür ist die Ultraschall-Phakoemulsifikation, bei der die getrübte Linse durch Ultraschall zerkleinert und durch einen kleinen Schnitt am Rand der Hornhaut abgesaugt wird. Zunehmend werden lasergestützte Kataraktoperationen mit einem Femtosekundenlaser (dem sogenannten Femtolaser) angeboten. Dabei werden verschiedene Teilschritte der Operation durchgeführt, zum Beispiel der Schnitt, das Eröffnen der Linsenkapsel oder die Zerteilung des Linsenkerns durch einen computergesteuerten Laser. Das Ziel der lasergestützten Kataraktoperation ist eine genauere Kontrolle in allen Phasen der Operation und eine möglichst geringe Ultraschallenergie, um die Rückseite der Hornhaut und den Aufhängeapparat der Linse zu schonen. Bisher gibt es jedoch keine ausreichenden wissenschaftlichen Daten, um die Vor- und Nachteile der lasergestützten Operation gegenüber dem Standardverfahren zu beurteilen. Die bisher durchgeführten Studien konnten im Hinblick auf das Auftreten von Komplikationen oder das Operationsergebnis keinen relevanten Unterschied zwischen den beiden Verfahren zeigen.
Die Entscheidung, ob und welche Zusatzleistungen in Anspruch genommen werden, hängt in erster Linie von den Bedürfnissen und Wünschen der Betroffenen ab. Der Arzt oder die Ärztin ist verpflichtet, umfassend über die Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Verfahren zu informieren. Die folgenden Hinweise können Ihnen helfen, gemeinsam mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin die für Sie passende Entscheidung zu treffen:
Als grauer Star wird eine Eintrübung der Augenlinse mit nachfolgender Verschlechterung des Sehvermögens bezeichnet. Der graue Star ist im fortgeschrittenen Lebensalter eine häufige Erkrankung. Auch bei Neugeborenen oder im Kindesalter kann bereits eine Linsentrübung vorkommen. Die folgenden Informationen beziehen sich auf die Form des grauen Stars, die im Alter auftritt.
Eine Linsentrübung gehört bis zu einem gewissen Grad zum natürlichen Alterungsprozess des Auges. Manche Menschen haben anlagebedingt ein erhöhtes Risiko, einen grauen Star zu entwickeln. Gehäuft tritt die Erkrankung bei Diabetikern, unter der Einnahme von Cortison und bei Menschen mit Unterernährung auf. Auch ultraviolettes Licht (UV-Licht) und Rauchen werden als Risikofaktoren vermutet. Weitere Ursachen für einen grauen Star sind zum Beispiel Entzündungen oder Verletzungen beziehungsweise Operationen am Auge.
Bei den Symptomen des grauen Stars steht die Sehverschlechterung im Vordergrund. Diese beginnt meist schleichend und wird von den Betroffenen – vor allem, wenn nur ein Auge erkrankt ist − oft lange nicht bemerkt, weil sie sich an die langsamen Veränderungen gewöhnen. Betroffene sehen zunehmend verschwommen und unscharf. Konturen werden wie durch einen Schleier wahrgenommen, Kontraste verlieren an Schärfe, Farben verlieren ihre Leuchtkraft, die Blendungsempfindlichkeit nimmt zu. Unbehandelt kann sich beim grauen Star die Sehkraft bis zur Erblindung verschlechtern, dies ist jedoch nicht immer der Fall.
In der Anamnese schildert der Patient oder die Patientin zunächst die Beschwerden. Mithilfe verschiedener Sehtests und Augenuntersuchungen kann bestimmt werden, wie stark und in welcher Weise das Sehvermögen eingeschränkt ist. Mit einer Spaltlampe − einem speziellen Lichtmikroskop − können die Augenlinse und andere Bereiche des Auges unter Vergrößerung angeschaut und beurteilt werden.
Manchmal kann die Sehverschlechterung zunächst mit einer Brille oder Kontaktlinsen ausgeglichen werden. Es gibt keine Medikamente, mit denen die Trübung der Linse behandelt oder aufgehalten werden kann. Die einzige wirksame Therapie ist die Operation, bei der die trübe Linse entfernt und eine Kunststofflinse eingesetzt wird.
Ob und wann eine Operation sinnvoll ist, ist eine Frage der persönlichen Abwägung. Die Entscheidung hängt zum Beispiel davon ab, wie stark die Symptome das Leben der Betroffenen beeinträchtigen, ob bei Autofahrern oder Autofahrerinnen die Fahrtauglichkeit gefährdet ist und ob weitere (Augen-)Erkrankungen bestehen, die das Ergebnis der Operation beeinflussen könnten.
Die Staroperation gehört in Deutschland zu den häufigsten operativen Eingriffen und erfolgt in der Regel ambulant, das heißt, für die Operation ist kein Krankenhausaufenthalt notwendig. Bei etwa 9 von 10 Menschen werden die Symptome durch die Operation gebessert, wobei sich der Erfolg erst nach mehreren Wochen endgültig beurteilen lässt.
Mögliche Komplikationen der Operation sind zum Beispiel Entzündungen, Blutungen oder eine Schwellung oder Ablösung der Netzhaut. In solchen Fällen kann eine erneute Behandlung, gegebenenfalls auch eine weitere Operation nötig werden. Dauerhafte Folgen durch Operationskomplikationen sind selten. Nach der Operation wird das Auge in der Regel mit einem Augenverband bis zum Folgetag verschlossen und für einige Zeit werden Augentropfen verordnet. Eine Brille kann einige Wochen nach dem Eingriff angepasst werden. Die individuelle Versorgung nach der Operation und Kontrolluntersuchungen richten sich nach den Symptomen und Risikofaktoren des Patienten oder der Patientin.
Sie haben Fragen und wünschen eine persönliche Beratung zu gesundheitlichen und gesundheitsrechtlichen Themen?
Unser Beratungsteam beantwortet Ihre Fragen gern:
Eine Übersicht über unser Beratungsspektrum und unsere Kontaktmöglichkeiten finden Sie hier.
Berufsverband der Augenärzte Deutschlands e.V., Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft e.V. Leitlinie Nr. 19 Katarakt (Grauer Star) im Erwachsenenalter. Stand: 11.01. 2012. (Zugriff: 19.11.2021)
Day AC, Gore DM, Bunce C, Evans JR. Laser-assisted cataract surgery versus standard ultrasound phacoemulsification cataract surgery. Cochrane Database of Systematic Reviews 2016, Issue 7. Art. No.: CD010735. DOI: 10.1002/14651858.CD010735.pub2.
Zusammenfassung Cochrane kompakt (deutsch): Lasergestützte Kataraktoperation im Vergleich zur Standard-Ultraschall-Phakoemulsifikation Kataraktoperation. https://www.cochrane.org/de/CD010735/lasergestuetzte-kataraktoperation-im-vergleich-zur-standard-ultraschall-phakoemulsifikation (Abgerufen: 19.11.2021)
de Silva SR, Evans JR, Kirthi V, Ziaei M, Leyland M. Multifocal versus monofocal intraocular lenses after cataract extraction. Cochrane Database of Systematic Reviews 2016, Issue 12. Art. No.: CD003169. DOI: 10.1002/14651858.CD003169.pub4.
Zusammenfassung Cochrane compact (englisch): https://www.cochrane.org/CD003169/EYES_multifocal-versus-monofocal-intraocular-lenses-people-having-cataract-surgery (19.11.2021)
Downie LE, Busija L, Keller PR. Blue-light filtering intraocular lenses (IOLs) for protecting macular health. Cochrane Database of Systematic Reviews 2018, Issue 5. Art. No.: CD011977. DOI: 10.1002/14651858.CD011977.pub2
Zusammenfassung Cochrane compact (englisch): https://www.cochrane.org/CD011977/EYES_artificial-blue-light-filtering-lenses-eye-protecting-macula-back-eye-after-cataract-surgery (Lasergestützte Kataraktoperation im Vergleich zur Standard-Ultraschall-Phakoemulsifikation Kataraktoperation)
DynaMed Plus [Internet]. Ipswich (MA): EBSCO Information Services. 1995 - . Record No. T116240, Cataracts in adults; [updated 2018 Nov 30, cited 19.11.21]. Available from https://www.dynamed.com/condition/cataracts-in-adults
Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Grauer Star (Katarakt). https://www.gesundheitsinformation.de/grauer-star-katarakt.2268.de.html (Zugriff: 19.11.2021)
Schuster AK1, Tesarz J, Vossmerbaeumer U. The impact on vision of aspheric to spherical monofocal intraocular lenses in cataract surgery: a systematic review with meta-analysis. Ophthalmology. 2013 Nov; 120(11):2166-75. doi: 10.1016/j.ophtha.2013.04.011. Epub 2013 Jun 7
Oftmals fühlen sich Menschen im Gespräch mit Krankenkassen oder Ärzten und Ärztinnen überfordert: Sie brauchen Unterstützung bei Fragen und Problemen im Zusammenhang mit ihrer Gesundheit. Unser Ziel ist es, Betroffenen die Informationen zu liefern, die sie benötigen, um sich zurechtzufinden und selbst die für sie beste Entscheidung zu treffen. Die Informationstexte auf unserer Homepage sollen dazu einen Beitrag leisten.
Jeder Text durchläuft einen strengen mehrstufigen Prozess, damit die Qualität der Informationen gesichert ist. Auch für unsere Texte gelten unsere Beratungsgrundsätze: neutral, unabhängig, wissenschaftlich basiert. Für gesundheitliche Informationen arbeiten wir nach den Prinzipien der evidenzbasierten Medizin. Dabei greifen wir in der Regel auf bereits aufbereitete hochwertige Information zurück, zum Beispiel auf die Texte des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) und AWMF-Leitlinien. Sozial- und gesundheitsrechtliche Themen basieren auf sogenannten Primärquellen wie Gesetzen, Verwaltungsvorschriften oder Bundestagsdrucksachen. Die verwendeten Quellen sowie den Stand der letzten Aktualisierung geben wir am Ende des Textes an.
Unser Anspruch ist es verständliche Texte für alle Menschen zu schreiben. Um unserem Ziel gerecht zu werden, binden wir medizinische beziehungsweise juristische Laien als Testleser ein, bevor wir die Texte veröffentlichen. Die Texte sind sachlich und frei von rechtlichen und gesundheitsbezogenen Wertungen. Wir aktualisieren unsere Texte zeitnah, wenn dies erforderlich ist, und prüfen alle Texte mindestens einmal jährlich.
Details zu unserer Vorgehensweise finden Sie in unserem Methodenpapier zur Erstellung und Präsentation von gesundheitlichen und gesundheitsrechtlichen Informationen in der Patientenberatung der UPD.
Bitte beachten Sie:
Unsere Informationstexte und unsere individuelle Beratung dienen dazu, gesundheitliche und gesundheitsrechtliche Inhalte zu vermitteln, Zusammenhänge zu erläutern und Handlungsmöglichkeiten aufzeigen. Gerne unterstützen wir Sie bei ihrem individuellen Anliegen. Information und Beratung durch die UPD ersetzen jedoch weder einen Arztbesuch noch eine anwaltliche Vertretung. © 2022 UPD Patientenberatung Deutschland gGmbH