Ob Sie eine Impfentscheidung für sich oder Ihr Kind treffen – nehmen Sie sich Zeit dafür. Wissenschaftlich belegte Informationen zu dem Nutzen und den möglichen Nebenwirkungen können Ihnen Orientierung geben. Auch die eigene persönliche Erfahrung, Haltung oder Ängste spielen eine wichtige Rolle. Impfentscheidungen werden durch teilweise widersprüchliche Angaben in unterschiedlichen Informationsquellen erschwert. In diesem Infoblatt sind die wichtigsten Informationen und weitere verlässliche Informationsquellen für Sie zusammengefasst.
Impfungen sind vorbeugende (präventive) Maßnahmen. Durch eine Impfung lernt Ihr Immunsystem einen Krankheitserreger kennen – in einer unschädlichen Form, die keine Erkrankung hervorruft, aber trotzdem dazu führt, dass Antikörper gebildet werden und ein Schutz aufgebaut wird. Wenn Sie später mit dem „echten“ Erreger in Kontakt kommen, kann Ihr Immunsystem schnell und gezielt reagieren.
Ziel einer Impfung ist es, den geimpften Menschen vor einer ansteckenden Infektionserkrankung zu schützen und eventuell sogar die Krankheitserreger in der Gesellschaft zu eliminieren.
Die Wirksamkeit von Impfungen zeigt sich bei Millionen von Menschen, die nicht erkranken und auch an Infektionskrankheiten, die in der Gesellschaft zurückgehen. So konnten in der Vergangenheit einzelne Viren (zum Beispiel Pocken) komplett verdrängt und manche Viruserkrankungen, wie zum Beispiel Kinderlähmung (Poliomyelitis), in Deutschland gänzlich vermieden werden.
Wie auch andere Methoden in der Medizin, können Impfungen keine hundertprozentige Wirkung bieten. So können zum Beispiel das Alter oder bestehende Grunderkrankungen die individuelle Reaktion auf Impfungen beeinflussen. Die Schutzwirkung hängt außerdem von dem Impfstoff und von Eigenschaften des Erregers ab – das Grippe-Virus zum Beispiel verändert sich kontinuierlich, sodass die Impfung nicht alle Erregertypen abdeckt. Auch wenn eine Impfung eine Infektion nicht immer komplett verhindern kann, trägt sie in der Regel zu einem milderen Verlauf der Erkrankung bei.
Der Zeitpunkt einer Impfung ist wichtig: Individuelle Faktoren wie Alter, Vorerkrankungen oder auch der Beruf sprechen für verschiedene Impfungen zu unterschiedlichen Zeitpunkten. Manche Impfungen müssen zudem regelmäßig aufgefrischt werden.
Viele Infektionskrankheiten verlaufen bei Säuglingen schwerer als bei älteren Kindern. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, Säuglinge so früh wie möglich zu impfen – in der Regel bereits nach dem zweiten Lebensmonat. Allerdings können nicht alle Impfungen im Säuglingsalter angewendet werden.
Die Ständige Impfkommission (STIKO) des Robert Koch-Instituts (RKI) gibt Empfehlungen für den besten Zeitpunkt einer Impfung in einem Impfkalender heraus. Der jährlich aktualisierte STIKO-Impfkalender enthält Hinweise zu allen Standardimpfungen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene.
Nehmen Sie Ihren Impfpass oder den Impfpass Ihres Kindes zur Hand und vergleichen Sie die darin dokumentierten Impfungen mit dem Impfkalender. Sollten Impfungen fehlen oder der Impfausweis schwer verständlich sein, wenden Sie sich an Ihren Hausarzt oder Ihre Hausärztin.
In Deutschland werden nur Impfstoffe verwendet, die nachgewiesenermaßen wirksam und unbedenklich sind. Als Nachweis dienen wissenschaftliche Zulassungsstudien an mehreren zehntausend Personen. Auf Europäischer Ebene prüft die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) und auf deutscher Ebene das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) diese Nachweise. Auch nach der Zulassung prüfen die Behörden weiterhin die Wirksamkeit und Sicherheit der Impfstoffe. Durch diese laufenden Untersuchungen (Pharmakovigilanz) lassen sich auch sehr seltene Nebenwirkungen entdecken, die erst bei der Impfung von mehreren Millionen Personen auftreten.
Wenn kurz nach einer Impfung Symptome auftreten oder eine Krankheit festgestellt wird, vermuten viele Menschen die Impfung als Ursache. Häufig besteht aber nur ein zeitlicher und kein ursächlicher Zusammenhang.
Immer wieder wird behauptet, dass Impfungen Autismus, Diabetes oder Multiple Sklerose auslösen können. Dies ist wissenschaftlich nicht belegt. Im Gegenteil: Zahlreiche Studien sprechen gegen einen Zusammenhang. Trotzdem können Ängste entstehen. Wenden Sie sich bei Bedenken an Ärzte oder Ärztinnen Ihres Vertrauens. Lesen Sie ergänzend beispielsweise die Informationen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) unter www.impfen-info.de oder recherchieren Sie auf den Seiten des Robert Koch-Instituts www.rki.de.
Wie jedes Medikament können Impfungen Nebenwirkungen haben. Häufige, kurzzeitige Beschwerden nach einer Impfung sind: Schmerzen oder Schwellungen an der Einstichstelle, aber auch Fieber, Müdigkeit oder Kopfschmerzen. Diese Impfreaktionen zeigen, dass das Immunsystem gefordert wird.
Die meisten anerkannten Impfkomplikationen wurden durch Impfungen verursacht, die heute nicht mehr empfohlen werden, wie zum Beispiel Impfungen gegen Pocken und Tuberkulose. Schwere Impfkomplikationen sind heute sehr selten. Die Ärzte und Ärztinnen sind gesetzlich verpflichtet, schon den Verdacht auf eine Impfkomplikation an das Gesundheitsamt zu melden. Betroffene Personen haben ebenfalls die Möglichkeit, Verdachtsfälle direkt zu melden. Das Paul-Ehrlich-Institut wertet alle Verdachtsfälle aus und gibt diese Daten in einer öffentlichen Datenbank an. Diese Informationen richten sich primär an Fachleute, aber auch Sie haben Zugang. Bei Fragen wenden Sie sich gern an uns.
Eine Impfentscheidung ist eine Risiko-Nutzen-Einschätzung. Der Nutzen einer Impfung für die Einzelne oder den Einzelnen hängt unter anderem davon ab, wie groß das Infektionsrisiko ist und wie schwer die Erkrankung oder ihre Komplikationen sind. Gerade bei Krankheiten, die in Deutschland nur noch selten auftreten, oder bei harmlos erscheinenden Kinderkrankheiten ist der Nutzen manchmal schwer greifbar. Für eine Einordnung sind statistische Daten wichtig: Wenn Sie sich für oder gegen eine bestimmte Impfung entscheiden wollen, erkundigen Sie sich danach, warum diese Impfung empfohlen wird, zum Beispiel unter www.impfen-info.de.
Nicht nur der individuelle Schutz ist wichtig. Menschen schützen durch Impfungen auch Ihr Umfeld und tragen dazu bei, dass Infektionskrankheiten in der Gesellschaft zurückgehen.
Bei den in Deutschland zugelassenen und von der STIKO empfohlenen Impfungen sind die Risiken durch Nebenwirkungen in der Regel gering – im Verhältnis zu den häufigeren schweren Folgen einer Erkrankung. Eine individuelle Risiko-Nutzen-Bewertung können Sie beispielweise mit Ihren behandelnden Ärzten oder Ärztinnen durchführen.
Es gibt auch Situationen, in denen nicht geimpft werden sollte, da das Risiko den Nutzen nicht überwiegt, beispielsweise bei einer akuten Erkrankung mit hohem Fieber oder bei bekannter Allergie gegen Inhaltsstoffe der Impfungen. Auch hier spielt Ihre individuelle Situation eine wichtige Rolle.
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