Abhängig vom Alter des Kindes und der Art der Beschwerden können Bauchschmerzen Zeichen unterschiedlichster Erkrankungen sein. Plötzlich auftretende (akute) Bauchschmerzen haben meist andere Ursachen als immer wiederkehrende (rezidivierende) oder dauerhafte (chronische) Beschwerden.
Die Bandbreite der Ursachen akuter Bauchschmerzen reicht von harmlosen Störungen wie Verstopfung oder Blähungen über Magen-Darm-Infektionen bis hin zu ernsten Erkrankungen wie Blinddarmentzündung, Darmeinstülpung oder Bauchfellentzündung. Auch Erkrankungen anderer Organe können insbesondere bei jüngeren Kindern akute Bauchschmerzen verursachen. Beispiele dafür sind Harnwegsinfektionen oder Lungenentzündungen.
Wenn ein Säugling schreit und wimmert, hat er oder sie möglicherweise Bauchschmerzen. Oft verweigern Kinder die Nahrung, ziehen bei starken Beschwerden die Beine an und krümmen sich, der Bauch ist berührungsempfindlich und angespannt. Zusätzlich können Verstopfung, Durchfall oder Erbrechen mit den Bauchschmerzen einhergehen. Im Gegensatz zu Säuglingen sind ältere Kinder und Jugendliche in der Lage anzugeben, wo und wie stark der Bauch schmerzt. Sie können beschreiben, ob die Beschwerden beispielsweise drückend oder krampfartig sind.
Die Ursachen für anhaltende Beschwerden sind ebenso vielfältig.
Säuglinge
Wenn bei Säuglingen in den ersten drei bis vier Lebensmonaten Unruhezustände mit Schreien oft immer zur gleichen Tages- oder Nachtzeit auftreten, ist das typisch für die sogenannten Dreimonatskoliken. Deren Ursache sind nicht immer Bauchkrämpfe – anders als die Bezeichnung vermuten lässt. Durch Schaukeln auf dem Arm, an die Brust legen oder Herumwandern werden viele Babys ruhiger. Dennoch sollte ein Arzt oder eine Ärztin für Kinder- und Jugendmedizin aufgesucht werden, um andere Ursachen auszuschließen.
Klein- und Schulkinder
Bei älteren Kindern (Schulalter) können psychische Faktoren − wie Probleme in der Schule, Schwierigkeiten mit Freunden oder mit der Familie − eine Rolle spielen. Wenn sich keine eindeutige körperliche Ursache findet, werden die Bauchschmerzen als funktionelle Bauchschmerzen eingestuft. Trotzdem – oder eben gerade deshalb – sind chronische Schmerzen immer ernst zu nehmen. Treten Beschwerden auf, ohne dass eine körperliche Ursache zu finden ist, kann ein Reizdarmsyndrom vorliegen.
Mögliche Ursachen chronischer Bauchschmerzen sind auch Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Beispielsweise kann die Verdauung von Fruchtzucker (Fruktose), Milchzucker (Laktose), dem Zuckeraustauschstoff Sorbit oder Bestandteilen von Weizen gestört sein und Bauschmerzen auslösen. Chronisch entzündliche Darmerkrankungen (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa), Verstopfung oder eine Magenschleimhautentzündung können zu anhaltenden Beschwerden führen, ebenso Infektionen der Harnwege oder des Nierenbeckens sowie Erkrankungen anderer Organe, darunter Leber, Galle und Milz.
Leidet ein Kind unter plötzlichen starken Bauchschmerzen oder treten die Beschwerden wiederkehrend oder dauerhaft auf, sollte ein Arzt oder eine Ärztin aufgesucht werden. Mögliche Gründe, das Kind ärztlich vorzustellen, sind:
Zunächst verschafft sich der Arzt oder die Ärztin ein Bild über den Krankheitsverlauf (Anamnese), um Hinweise auf die Ursache der Beschwerden und deren Dringlichkeit zu erhalten.
Eltern helfen dabei, wenn sie folgende Fragen beantworten können:
Nach der Anamnese erfolgt die körperliche Untersuchung. Dabei wird der Bauch vorsichtig abgetastet. Mit dem Stethoskop werden die Darmgeräusche abgehört. Bei Bauchschmerzen kann auch eine rektale Untersuchung (Austastung des Enddarms mit dem Finger) sinnvoll sein. Darüber hinaus können eine Blut-, Stuhl- und Urinuntersuchung sowie eine Ultraschalluntersuchung des Bauches notwendig sein. Welche Untersuchungsmethoden im Einzelfall sinnvoll sind entscheidet der Arzt oder die Ärztin aufgrund der erhobenen Befunde.
Meist können Eltern gut einschätzen, wie schwer die Beeinträchtigung ist. Bei harmlosen Bauchschmerzen wirken eine Wärmflasche und liebevolle Zuwendung wohltuend. Diese Maßnahmen helfen vielen Kindern dabei, sich zu entspannen und wieder besser zu fühlen.
Die Behandlung der Bauchschmerzen hängt von der zugrunde liegenden Erkrankung ab. Manchmal helfen beruhigende Magen-Darm-Tees gegen das Unwohlsein. In einigen Fällen reichen Abführmaßnahmen oder eine Diät aus, in anderen Situationen sind Medikamente oder eine sofortige Operation notwendig, um die Ursachen zu beheben.
Bei funktionellen Bauchschmerzen kann es hilfreich sein, psychologische Unterstützung einzuholen.
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Eine Übersicht über unser Beratungsspektrum und unsere Kontaktmöglichkeiten finden Sie hier.
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): Bauchschmerzen 0 bis 6 Jahre. Abgerufen am: 14.3.2022.
Gemeinsame Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) und der Deutschen Gesellschaft für Neurogastroenterologie und Motilität (DGNM): Definition, Pathophysiologie, Diagnostik und Therapie des Reizdarmsyndroms. Stand: 31.03.2021, gültig bis 30.03.2026.
Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin, Elterninformationen: Mein Kind hat Bauchschmerzen. DGKJ 2019; abgerufen am: 14.3.22.
DynaMed Plus [Internet]. Ipswich (MA): EBSCO Information Services. 1995 - . Record No. 915834, Acute abdominal pain in children aged 1-5 years - approach to the patient. Updated 2018 Nov 30. Registration and login required. Abgerufen am: 14.03.2022.
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